Schlagzeuger Charlie Watts wird 80: Einfach nur trommeln

Zum 80. Geburtstag des Rolling-Stones-Schlagzeugers Charlie Watts am 2. Juni.
Als die Rolling Stones um Keith Richards und Mick Jagger noch energisch den Alleinvertretungsanspruch für juvenile Ungezogenheit erhoben, wirkte deren Schlagzeuger Charlie Watts bereits wie ein Beifang, den es in schlechte Gesellschaft gespült hatte. Meist akkurat gekleidet, wirkte er vornehmer und erwachsener als die Kollegen. Zu dritt bilden sie seit über einem halben Jahrhundert die Kernbesetzung der erfolgreichsten Blues- und Rockband der Welt.
Die ersten musikalischen Berührungspunkte ergaben sich in den frühen 60er Jahren, als Watts vorübergehend bei einer Band namens Blues Incorporated anheuerte, in der Alexis Korner zum Herbergsvater gleich mehrerer Popgenies wurde. Aus der Korner-Schule gingen neben den Rolling Stones die Animals sowie John Mayalls Bluesbreakers hervor. Watts pflegte schon damals das Image, nicht sonderlich viel zu sprechen, sondern lieber seine einfachen Rhythmen zu trommeln, die jedoch tief vom Jazz geprägt waren, insbesondere dem Sound Charlie Parkers.
Stets wirkte er wie das genervte Bandmitglied, das man überreden muss, weiter mitzumachen. Und tatsächlich spielte Watts seit jeher in dem Bewusstsein mit, dass die wilde Zeit des Rockstar-Daseins nicht allzu lange währen würde.
Während Handwerkskollegen wie Ringo Starr sich zumindest gelegentlich an eigenen Songs und Bands versuchten, wollte Watts immer nur spielen; mehr als andere verkörperte er das Arbeitsethos eines Geschäfts, für das es nicht nur die Lust auf Glamour und die Begabung zur Selbstdarstellung braucht, sondern auch Lebensklugheit und Durchhaltevermögen.
Über die handwerklichen Voraussetzungen ist man sich in Fachkreisen einig, dass Charlie Watts nicht als Virtuose gilt, aber insbesondere durch seine Jazz-Prägung dem Rock ganz eigene Impulse verliehen hat. Zumindest in musikalischer Hinsicht betrachtete ihn Keith Richards stets als Geistesverwandten.
„Wenn er auf der Hi-Hat die Ride-Pattern spielt“, so befand Richards einmal, „dann arbeitet er gerade schlampig genug, damit sein eigener Sound vollkommen mit den schmutzigen Gitarrenklängen verschmilzt.“ Oder um es im Lebensgefühl der Stones zu sagen: „Viele Typen haben gute Hände, aber es ist, als würde alles, was sie spielen, den Bach runter gehen, als würde es niemals abheben. Bei Charlie Watts stellst du plötzlich fest, dass du ein paar Zentimeter über dem Boden schwebst!“