1. Startseite
  2. Kultur
  3. Musik

Robbie Williams in Frankfurt: Immerhin mit Selbstironie

Erstellt:

Von: Volker Schmidt

Kommentare

Robbie Williams.
Robbie Williams. © IMAGO/Future Image

Robbie Williams möchte in der Frankfurter Festhalle nur eines: unterhalten.

Dieses Lächeln. Für Robbie-Williams-Konzerte könnte der Großbildschirm über der Bühne erfunden worden sein. Und zwar weniger für Rockerposen und Dancemoves als für die Ansagen zwischen den Songs. Die Plaudereien. Die Süffisanz. Den Charme.

Klar, singen und tanzen kann der Sohn eines Pub-Wirts aus Stoke-on-Trent im englischen Staffordshire auch. Ersteres sogar nach wie vor oder sogar mit gereifter Stimme jetzt erst recht hervorragend, ob nun mit Pop-Kick bei Songs wie „Rock DJ“ oder mit Crooner-Timbre bei seinen Balladen. Letzteres deutlich sparsamer als in den ersten Tagen mit Take That, damals in den 90ern. Aber hey, da war er 16, 17, jetzt geht er schwer auf die 50 zu.

Was er alles nie wollte

Neues Songmaterial hat Williams in der Festhalle nicht dabei, das jüngste stammt aus dem Jahr 2016, und davon spielt er nur „Love My Life“. Er widmet es seiner Frau und seinen Kindern. Er habe doch eigentlich nie, nie, nie heiraten und nie, nie, nie Kinder zeugen wollen, damals, als er mit Champagnerflasche in der Hand und Koks die ersten Erfolge feierte. Jetzt ist er seit 23 Jahren nüchtern, seit zwölf Jahren verheiratet und vierfacher Papa.

Er habe ja nur zwei Sorten Songs, sagt der Sänger: Die, in denen er seine eigene Großartigkeit besinge, und jene, in denen er sein Leid an der Welt und sich selbst beklage. Williams plaudert locker, offen und ehrlich über Drogenexzesse und Depressionen, manchmal ernst, meist mit Selbstironie.

Die täte auch der Vorgruppe gut: Lufthaus, in Lockdown-Zeiten mal als „neue Band“ von Williams bezeichnet, spielt ihren austauschbaren Elektropop ohne diesen als Duo. Feierstimmung will nicht so recht aufkommen. Es reicht halt nicht, zu harten Beats mal „hands in the air“ zu rufen, und das war’s. Aber vielleicht ist das der Grund für den Einsatz: Der Meister soll um so heller glänzen.

Ein Song für Jasmin

Der setzt mit den Openern „Hey Wow Yeah Yeah“ und „Let Me Entertain You“ das Motto: Entertainment pur. Viel Dialog mit dem Publikum. Frank zum Beispiel, der in der ersten Reihe auf dem Handy daddelt, statt ordentlich abzugehen, widmet Williams seinen Song „Come Undone“. Oder Jasmin: Die hat Geburtstag, und bevor die ganze Halle ihr ein „Happy Birthday“ singt, richtet Williams „She’s the One“ an sie. Tränen fließen.

„Monsoon“, „Feel“, „The Flood“, „Kids“, „Candy“, das Oasis-Cover „Don’t Look Back in Anger“. Zu manchen Songs erscheint ein Streichorchester überlebensgroß im Bühnenhintergrund, wie es auf dem 2022 erschienenen Album XXV mit orchestralen Versionen der Hits zu hören ist. Wenn Williams dem Publikum sagt, es sei das beste der ganzen Tour, will man es einfach glauben. Und gern vergessen, dass er nicht nur einst mit Ufo-Sichtungen von sich reden machte, sondern es gar nicht so lange her ist, dass er die rechtspopulistische Verschwörungserzählung vom von US-Demokraten betriebenen Kinderpornoring im Keller einer Pizzeria, die gar keinen Keller hat, als „nicht widerlegt“ bezeichnete.

Zu den Zugaben kommt Williams wie so oft im Bademantel auf die Bühne, die lange Glitzerhose drunter hat er aber angelassen. „Angels“ beschließt, zu großen Teilen vom Publikum gesungen, den Abend.

Auch interessant

Kommentare