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Museumskonzert in der Alten Oper: Hexensabbath, Totenmesse und Erweckung

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Von: Bernhard Uske

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Sebastian Weigle, der jetzt das vorletzte Museumskonzert als Frankfurter GMD leitete.
Sebastian Weigle, der jetzt das vorletzte Museumskonzert als Frankfurter GMD leitete. © Renate Hoyer

Ein farbenreiches Frankfurter Museumskonzert mit Sebastian Weigle und Kit Armstrong.

Zum vorletzten Mal Sebastian Weigle als Chefdirigent des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters in der Alten Oper: beim 9. Abonnementskonzert der Museumsgesellschaft. Mit Werken in einer interessanten motivischen Ähnlichkeits-Beziehung, die in ihren lyrischen Anfängen schon das gesamte Material der dann sich teilweise hochdramatisch bis triumphal entwickelnden Klangvollzüge enthalten. So bei Richard Wagners „Faust“-Ouvertüre, Franz Liszts A-Dur-Klavierkonzert und Camille Saint-Saëns 3. Sinfonie – der „Orgelsinfonie“. Liszts und Wagners Kreation 1839, die von Saint-Saëns 47 Jahre später entstanden.

Liszts Konzert mit seinen sich zu extremen Charakteren steigernden Modulationen und Transformationen, die auf die primäre poetische Klangidee bezogen bleiben, war das avancierteste Objekt. Gegenüber den hier markant ausagierten Gestaltungskonflikten wirkten Wagners Sequenzierungsketten bescheiden. Camille Saint-Saëns wiederum spielte die Rolle des Klangarchitekten, der die Spannungen deutsch-romantischer Tektonik zu klassizistischen Bauformen stabilisierte und aufräumte.

Wagners Werk erschien in der Interpretation Weigles nicht zu dramatisch, die Flammen des Hexensabbaths ließ der scheidende Orchesterchef nicht zu hoch lodern, der Blick hin zu erlösender Perspektive war luftig und die grübelnde Tiefenlagerung des Instrumentalklangs blieb verhalten.

Solche Disposition setzte sich, nur etwas verschärft, im Liszt-Konzert fort. Mit ihm beendete Pianist Kit Armstrong seine Museums-Residenz dieser Saison an sehr hell timbriertem, fast zu ziseliert klingendem Flügel, der zwar die souverän gemeisterten Intervall- und Akkordtüfteleien bestens präsentierte, aber im Kontext der ins Vehemente sich entwickelnden Klangeruptionen des Ganzen manchmal im Unhörbaren verharrte. Ein farbiger, szenisch ausgeprägter Verlauf, in dem Weigle seine Koordinierungskraft konstruktiv zu nutzen hatte.

Armstrong war dann noch einmal zu erleben als Solist in der „Orgelsinfonie“. Nicht als Pianist am hier als Orchesterstimme eingesetzten Flügel sondern an der Schuke-Orgel des Großen Saals. Ein alles überstrahlender Klangleuchtkörper im letzten Satz und ein Farbhintergrund und Fundamente setzender Generator atmosphärischer Stimmungen. Dazu eine trefflich realisierte, nicht knallige aber vollplastische Orchesterpräsenz, die das allgegenwärtige Dies-Irae-Motiv der Totenmesse in Versöhnungs-Triumphalismus wandelte und das Publikum vollends erweckte.

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