1. Startseite
  2. Kultur
  3. Musik

Liederabend in der Oper: Die Wege der Liebe

Erstellt:

Von: Bernhard Uske

Kommentare

Liederabend mit Maria Agresta (Sopran) und Vincenzo Scalera (Klavier). Foto: Barbara Aumüller
Liederabend mit Maria Agresta (Sopran) und Vincenzo Scalera (Klavier). Foto: Barbara Aumüller © Barbara Aumüller

Maria Agresta und Pianist Vincenzo Scalera mit einem halben Arien-Liederabend in der Oper Frankfurt.

Ein halber Arien-Abend war der Liederabend in der Frankfurter Oper, wo Maria Agresta ein hauptsächlich italienisches Programm vortrug. Von Cilea bis Verdi und Puccini gab es mehr oder weniger Bekanntes aus „Tosca“, „Otello“, „Adriana Lecouvreur“ und anderen. Dabei solche Ohrwürmer wie „Vissi d’arte“ oder „Mi parea“.

Als Einstieg erklang Cileas „Io son l’umile ancella“, das gerade erst Anna Netrebko in der Alten Oper vorgetragen hatte. Ein Paradestück für alle Belcanto-Stimmen, die sich denn auch mit diesem Marken-Arioso seit dem Beginn der Tonaufzeichnung bis auf den heutigen Tag verewigt haben. Mit jenen Sätzen ungewöhnlicher Selbstbezüglichkeit: „Ich bin des Lieds Betonung, / sein Schicksalswiderhall; / Sein Werkzeug, seine Wohnung, / der starken Hand Vasall.“

Spannungsreiche Gestik

Maria Agresta pflegt einen deutlich ausdruckshaltigen, expressiven Umgang mit einer scharf konturierten Vokal-Identität, von spannungsreicher Gestik und Mimik assistiert und fern der Bruchlosigkeit mit der fast alle ihrer berühmten Zeitgenossinnen das gesungen haben. Auch bei Puccini war Maria Agrestas Zugang stark konturiert. „Vissi d’arte“ ließ alles süßere Aroma außen vor.

Verdis Tendenz wiederum, mit einschlägigen Mustern populärer Idiomatik zu spielen, wurde von ihr nicht verstärkt, so dass knalligere und süffigere Momente ausblieben. Argestas Srimme selber neigt in den Höhen zu gleißender Schärfe, ist überhaupt wenig gepolstert und trifft ohne weitere Membrane auf das Gehör. Eine Stimme, die eigentlich den Orchestergraben zwischen sich und dem Auditorium braucht und ebenso den Schwingungsverteiler Bühnenraum. In der direkten, dichten Konfontation wirkt die Stimme öfters wie enthäutet. Gut dazu passte Vincenzo Scalera als pianistischer Begleiter, der die konturierte Stimmdramatik mit einem klar durchgezeichneten, immer genau auf die Bewegungen der Sängerin abgestimmten Ton begleitete.

Höchst anregend war die Begegnung mit drei Liedern Francesco Paolo Tostis. Der 1846 Geborene zeigt hier ein für einen romantischen Liedkomponisten ungewöhnliches Faible für kühle und negative Liebes-Topoi, wo die Abstandnahme, die Verneinung, Trennung und solitäre Selbstbeherrschung positiv besetztes Thema sind. Und das in einem gefälligen, undramatischen und schönen Ton. Eine Kreation aus dem reichen Liederfundus Francis Poulencs fiel zudem auf („Die Wege der Liebe“ von Jean Anouilh). Gesänge von Pier Adolfo Tirindelli sowie Stanislao Gastaldon waren Erweiterungen des geläufigen Liederschatzes.

Auch interessant

Kommentare