JazzNights: Ein Feuerwerk, ein Schaum
Zweimal „The Art of the Duo“ bei den Jazznights in der Alten Oper
The Art of the Duo“ war annonciert beim jüngsten Konzert der Jazznights in der Frankfurter Alten Oper, in zwei Paarungen. Um die Kraftfelder zweier starker, unterschiedlicher Charaktere, die in einer fein austarierten Balance aus kompositorischer Festlegung und improvisatorischem Moment miteinander kommunizieren, ging es bei der Pianistin Julia Hülsmann und dem Vibraphonisten Christopher Dell.
Bei ihnen verlagerten sich die Gewichte Nummer um Nummer, ohne dass es deswegen zu kunterbunt geworden wäre. Weitherzig über alle Stil- und Genregrenzen hinaus ist das, außerdem auf modenfern zeitgenössischer Grundlage ohne avantgardistischen Furor – von einigen Ausnahmen wie der Beatlesnummer „Can’t Buy My Love“ abgesehen. Zwischen spätromantisch geprägtem Klavierstil gleich zu Beginn und einer Anverwandlung des Cool Jazz. Dabei verneigte sich Hülsmann vor der heute zu Unrecht eher vergessenen Pianistin Jutta Hipp, die nach längerer Station im Frankfurter Nachkriegsjazz in New York Fuß fassen konnte, einen Vertrag hatte beim Label Blue Note. Es gab Feuerwerkerei auf dem Vibraphon, irrwitzig, aber auch über den vordergründigen Virtuoseneffekt erhaben, fokussierte Feuerwerkerei, auch kantigen Rhythmus und melodischen Fluss, eine Abstraktionstendenz und einen spielerisch-beschwingten Zug.
Bezwingend und klar
Durch Julia Hülsmanns „Der Mond“, frei über die Volksweise „Guter Mond, du gehst so stille“ zieht ein Segment aus Duke Ellingtons „Caravan“ hindurch. In der Zugabe schließlich schienen gleich mehrere Woher-kenn-ich-das-schnell-noch-Melodien anzuklingen, eine Verbeugung vor der hohen Kunst des eleganten Easy Listenings, komponiert von Christopher Dell. Bezwingend und bestechend klar ist all das, in struktureller Verdichtung von der ersten bis zur letzten Minute.
In schwer erträglicher Schaumschlägerei indes verloren sich Nils Wülker (Trompete und Flügelhorn) und Arne Jansen (elektrifizierte und akustische Gitarre). Jeder für sich arbeitet mit Mitteln der Elektronik, ambienthaften Synthieflächen, Verfremdungen des Trompetenklangs bei Wülker, Loops und Pedaleffekten bei der Gitarre.
Das will sich gegenwärtig geben – doch über weite Strecken geht es arg artig an der jeweiligen Melodie entlang, überwiegend eigenen, daneben das auch aus dem Spätwerk von Johnny Cash bekannte „Hurt“ der Nine Inch Nails. Da nützt auch die technisch bravouröse Geschmeidigkeit im Spiel Wülkers nichts.