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Holly Golightly macht Station im Zoom

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Von: Stefan Michalzik

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Die hinreißende Holly Golightly tourt wieder und präsentiert sich mit ihrer fulminanten Band stilsicher und stilecht im Zoom Frankfurt.

Holly Golightly verfolgt seit der Veröffentlichung ihres ersten Soloalbums Mitte der neunziger Jahre entschieden ihren musikalischen Pfad: Sie eignet sich die Vor- und Frühgeschichte der Popmusik in den fünfziger und sechziger Jahren an, rund um elektrifizierten Blues, Rhythm’n’ Blues, Country und Folk.

Der ganz große Ruhm ist der einstigen Garagenrockerin (mit der mit Billy Childish assoziierten Band Thee Headcoatees) bisher versagt geblieben, ungeachtet einer musikalischen Freundschaft mit The White Stripes und der Verwendung von zwei ihrer Songs in Jim Jarmuschs Film „Broken Flowers“.

Konzert im Frankfurter Zoom

So bringt sie im Status des ewigen offenen Geheimtipps ein hinreißendes Album nach dem anderen heraus und tourt mit ihrer Band durch die Klubs, jetzt einmal mehr mit Station im ansehnlich besuchten Frankfurter Zoom.

Stilsicher ist ihre Übertragung historischer musikalischer Segmente in die Gegenwart, etwa von Nummern aus dem Repertoire von Jimmy Reed, Memphis Slim, Ike Turner oder Little Richard – neben denen ihre eigenen Titel tadellos bestehen. Aber nicht nur das charakterisiert die Anfangfünfzigerin als Rollenspielerin.

Immer wieder nimmt sie in ihren Songs auch die Rolle der Frau in prä- und frühemanzipatorischen Zeiten ein, die sich selbstbewusst gegen irgendwelche lausigen Mannsbilder behauptet und diese in die Wüste schickt. Historisch standen dafür etwa Ma Rainey („Hound Dog“) und später Nancy Sinatra („These Boots Are Made For Walking“).

Stilecht angetan mit einer Duttfrisur trägt die Amerikanerin englischer Herkunft die Songs mit ihrer metallisch timbrierten Stimme vor. Nie verlässt sie die charmante Haltung nonchalanter Coolness. Das Repertoire ist retrospektiv, ganz wenige Nummern nur gehen auf das jüngste Album „Slowtown Now!“ von 2015 zurück. Ernstliche Überraschungen bleiben aus: Holly Golightly (angeblich ist das tatsächlich ihr Geburtsname) ist wertstabil.

Doch keine von den alten Nummern klingt so, wie man sie von den Einspielungen im Ohr hat. Hier ein ungewohnter Hauch von Country, dort ein schleppenderer Rhythmus und sofort – die grandiose, überwiegend aus langjährigen Weggefährten bestehende Band um Bradley Burgess an der vielfach twangenden E-Gitarre, Matt Radford am Kontrabass und dem Schlagzeuger Bruce Brand musiziert fulminant lebendig. Große Klasse!

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