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A-ha in der Festhalle: Im Bilder- und Klangsturm

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Von: Sylvia Staude

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Nur virtuell steht er im Wald: Morten Harket in Groß und Klein.
Nur virtuell steht er im Wald: Morten Harket in Groß und Klein. © IMAGO/Future Image

A-ha können endlich die Frankfurter Festhalle füllen und setzen auf Überwältigung.

Obwohl da, im langen Gang zur Halle, noch Schilder kleben, dass eine Maske „empfohlen“ wird (die einen tragen sie folglich, die anderen nicht), obwohl die Rezensentin in diesem Text auf keinen Fall die Formulierung „nach der Pandemie“ verwenden wird, fühlt es sich doch an wie ein ganz besonderer Moment.

Menschen strömen, ballen sich, die Festhalle ist ausverkauft, die Security kontrolliert die Taschen und nicht den Impfnachweis. Magne Furuholmen wird später scherzen, viele hätten ja wohl echte „vintage tickets“, gekauft nämlich vor drei Jahren oder so. Im Februar 2021 ging von Veranstalterseite schon nicht mehr die erste Meldung raus, diese lautete: „Aufgrund der aktuellen Lage sind a-ha gezwungen, ihre geplante Tournee erneut zu verschieben“. Es war aber bereits der 9. Mai 2022 als Ersatztermin für Frankfurt genannt. Und der 9. Mai 2022 blieb es dann, wie schön.

Im Jahr 1985 erschien das erste und gleichzeitig erfolgreichste Album der norwegischen Popgruppe a-ha, „Hunting High and Low“. Zum 35. Album-Geburtstag eigentlich sollte diese Tour starten, unter dem Motto „play hunting high and low live“.

Nach der Pause bieten Sänger Morten Harket, Keyboarder Magne Furuholmen und Gitarrist Pål Waaktaar-Savoy (mit der Hilfe von drei etwas lieblos vorgestellten Musikern an Schlagzeug, Gitarre, Keyboard) dann auch genau das: alle zehn Tracks des berühmten Albums. Der Mega-Hit unter den Hits, „Take On Me“, kürzlich erreichte er eine Milliarde Klicks allein auf Youtube, ist die einzige Zugabe. Vor der Pause gibt es unter anderem „Sycamore Leaves“ und „Crying in the Rain“, aber auch zwei neue Songs. Waaktaar-Savoy, mit Furuholmen a-has Songschreiber, kündigt auch ein neues Album an, entstanden in der Corona-Zeit. „It comes with a film“, der am Polarkreis aufgenommen worden sei, sagt er rätselhafterweise noch. Man wird sehen. Und vermutlich laut hören.

A-ha bedeuten zwar keine aufheulenden Gitarren, doch Klangpracht, anschwellende Refrains, bisweilen gewaltiges Brausen. Dazu nun im Konzert unablässig Projektionen, von roten Punkt- bis Meereswellen, von Bäumen und Fjorden über jagende Wolken bis zu Blitzen und Polarlicht. In einem Video fackelt ein junges Pärchen ein altes Holzhaus ab, warum auch immer. Dann wieder schwenken ganz Scheinwerferbatterien übers Publikum.

Fast könnte man meinen, der Sturm der Optik diene vor allem dazu, Morten Harket verschwinden zu lassen. Der meist ein paar Schritte hinter seinen Bandkollegen und im Halbschatten steht, nach unten blickt (als suche er seinen Autoschlüssel, schrieb einmal ein Berichterstatter), der fast unablässig eine Hand am In-Ear-Knopf hat. Mit einem Tontechniker soll er sich schon mal, mitten im Konzert, gestritten haben.

Entweder er hätte auch diesmal Grund dazu gehabt, oder er musste sich erst warmsingen. Vor der Pause ging seine außergewöhnliche, so herrliche Höhen erreichende Stimme bisweilen regelrecht unter, vielleicht in norwegischer Fischsuppe. „Crying in the Rain“ gar weckte den Verdacht, er schaffe die Höhe aus Altersgründen nicht mehr (er ist 62), die beiden Kollegen müssten Rücksicht nehmen.

Nach der Pause schien er wie ausgewechselt. Durchstrahlte die Balladen. Schwang sich auf. Blieb dabei auch textverständlich. Machte einem Lust, das lange nicht mehr gehörte Album mal wieder in den CD-Spieler zu schieben.

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