Französischer Klang, russisches Profil
Ein glanzvolles Frankfurter Museumskonzert mit Valentin Uryupin und Tobias Feldmann.
Offensichtlich war die Wahl Valentin Uryupins zum 1. Preisträger des 8. Sir Georg Solti Dirigentenwettbewerbs in Frankfurt im letzten Jahr die richtige Entscheidung gewesen. Denn jetzt, am Ort seines Sieges über eine starke internationale Konkurrenz, bot der 33-jährige Dirigent des Sinfonieorchesters von Rostow am Don in der Alten Oper beim Museumskonzert einen bestechenden Eindruck gleich mit dem Eröffnungswerk. Der 1. Sinfonie von Sergej Prokofjew – der „Symphonie classique“.
Präsentiert wurde ein harter, wie aufgerastert wirkender Klangverlauf, der die artistische Brillanz in der Anordnung der Sequenzen-Gitter, rhythmischen Reihen und melodischen Schablonen mit musikantischem Gestus hervorragend verband. Herb entfaltete sich im Großen Saal eine Atmosphäre, die dem zum Synonym für sowjetischen Klang-Populismus avancierten Werk gut tat. Knapp und scharf, aber überhaupt nicht klobig daher kommend. Auch nicht süßlich im Larghetto, wo man gerne versucht, für die repetitive Lakonik der anderen Sätze zu entschädigen.
Das Museumsorchester stand auf Anhieb unter Spannung, die sich im wesentlich üppigeren Klangbild des Folgestücks ausbreitete. Es wurde das h-Moll-Violinkonzert Camille Saint-Saëns gespielt, das dritte und letzte, das einem nicht jederzeit über den Weg läuft. Schwelgerischer Klassizismus mit virtuosen Ausbrüchen und erhabenen, in lichte und zarte Weite reichenden Intonationen der Solo-Violine.
Tobias Feldmann, der 27-Jährige aus Fulda, glänzte im ersten Satz mit griffiger Artikulation und körperlichem Ton; in den beiden anderen Sätzen wurden exzellent die getragenen, versonnenen Passagen bewältigt. Sie bescherten im Verein mit dem von Uryupin hier zu äußerster Dezenz angehaltenen Museumsorchester makellose Flageolett-Setzungen in den angereicherten Modulationsfeldern Saint-Saëns. Wobei der klassizistische Rahmen von Deutlichkeit und Maß nie aufgegeben wurde.
Zur Synthese von französischem Klang und russischem Profil kam es mit „Bilder einer Ausstellung“, dem Klavierzyklus Modest Mussorgskys in der Instrumentierung Maurice Ravels. Ein trefflicher Beitrag zur laufenden Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Uryupin betonte weniger die glamourösen Oberflächen als vielmehr die Schwere, Dichte und Dunkelheit. Eine Schlagseite ex oriente hatte das Syntheseprodukt, das bei den finalen Bildern in Langsamkeit und Härte seine ganze Kongenialität erwies.