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Ensemble Modern mit den Happy New Ears im Frankfurt LAB: Zum Soundtrack degradiert

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Von: Bernhard Uske

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Das Ensemble Modern mit einem Happy-New-Ears-Abend, der Happy New Eyes hätte heißen müssen.

Eigentlich hätte es diesmal Happy New Eyes heißen müssen – das Werkstattkonzert des Ensemble Modern, das sich sonst um die Happy New Ears seiner Gemeinde sorgt. Im LAB, der Probebühne an der Schmidtstraße, fand die jüngste Ausgabe dieser Reihe statt, die unter dem Motto „Junges Polen“ stand. Vier junge Künstler und Künstlerinnen hatten Kurse bei dem dänischen Kompositionslehrer Simon Steen-Andersen genossen und präsentierten Werke, die den um die 30 Jahre alten Kreativen 2018 gelungen waren. Auffällig dabei war das optische Element – sei es bei Marta Sniadys „probably the most beautiful music in the world“ oder in Rafal Ryterskis „Genderfuck“.

„Video kills the radiostar“ – das einstige Motto von MTV galt auch hier: die clip-ästhetischen Bildformate saugen alle Aufmerksamkeit auf, zumal ihre Größenmaßstäblichkeit als Rückprospekt des Podiums des Ensemble Modern dessen Präsenz mehr oder weniger zum Verschwinden brachte. Das hatte Auswirkungen auf die zum untermalenden Soundtrack mutierten kompositorischen Ergebnisse. Das eine Mal war das ein repetitiv-statischer Mechanismus von für sich nicht uninteressanten Klang-Geräusch-Konglomeraten; das andere Mal eine markante schlagzeugsolistische Attacke (ausgeführt von Rainer Römer). Zu sehen waren bei Sniady werbe-ikonische Lippen- und Mundbewegungen im Verein mit animations-rhetorischen Sprachfloskeln. Der famose Titel „Genderfuck“ stand für das visuelle Zersetzen und Formatieren des Tohuwabohus der neuen biopolizistischen Ordnungszeichen.

Auch bei Monika Szpyrka war das visuellen Moment dominant – hier allerdings in der musikalischen Performance realisiert. Eine Art Choreografie stummer schematischer Handhabungen von vier quasi-symmetrisch agierenden Musikern, denen Klangfloskeln zugespielt wurden, die eine doppelbödige Atmosphäre von Zwanghaftigkeit und klanglicher Uneigentlichkeit ergaben.

Nur auf Klang setzte lediglich Pawel Malinowski – nämlich den von Robotron, jenem ominösen Rechner und Synthesizer der DDR, dessen akustische Welt der Künstler mit analogen Instrumenten nachzustellen suchte.

Toby Thatcher war bei diesem und dem Werk Sniadys der Dirigent des Ensemble Modern. Der Gesprächsanteil des Abends, den Kontrabassist Paul Cannon moderierte, war der Rede nicht wert: Erfahrungsaustausch wie in der Künstlerkantine in schlechtem Englisch darüber, wo was wie anders oder besser gelehrt wird.

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