Ensemble Modern: Ein bislang unerhörter Duktus
Das Ensemble Modern in der Alten Oper begeistert mit ausgewogener Gemengelage.
Es waren ältere Jahrgänge, die im Ensemble Modern-Abonnementskonzert im Mozart Saal der Alten Oper zu Gehör kamen. Die 56-jährige Rebecca Saunders, Georges Aperghis (Jahrgang 1945) und dazwischen der 68-jährige Vladimir Tarnopolski. Der Titel des Aperghis-Werks, das 2022 entstand, war mit „Hopse“ sehr bildhaft und meinte das Kinderspiel, das in hiesigen Breiten „Himmel und Hölle“ heißt, und das man selber einst in einer mittels Kreide oder per Sandspur auf dem Boden aufgebrachten Kästchen-Anordnung als lebende Spielfigur zu behüpfen und zu besetzen hatte. „Hopse“ – eine Art Minisinfonische Dichtung mochte man meinen, aber der tüftelige Komponist hatte wohl mehr eine fragmentierte Konstellation metrischer Figuren im Sinn. Jedenfalls war es eine reizvolle Studie in Rhythmus-Disparatheit.
Deftigere Natur
Blieb hier ein Moment abstrahierenden Ordnungssinns vorherrschend, so war das sich anschließende, 2020 entstandene „Over Drive“ Tarnopolskis von deftigerer Natur. Ein Ständchen für das Ensemble Modern zu dessen 40. Geburtstag, der damals ziemlich in die Hose, respektive in die FFP2-Maske ging. Jetzt war der mit Blechglissandi und violinsolistischer Beweglichkeit (Solo: Jagdish Mistry) versehene Verlauf auch ein Hinweis auf Tarnopolskis institutionelles Engagement für neue Musik in Rußland. Eine Art Weiterentwicklung des Sozialistischen Realismus hin zu einem Realismus liberalistisch-eklektizistischer Art. Von Rebecca Saunders präsentierte man dem Frankfurter Publikum deren neuestes, gut halbstündiges Werk, das das Ensemble Modern erst 11 Tage vorher in Köln uraufgeführt hatte.
Schlagartige Interjektionen
Mit den Schlüsselwörtern „Klang“ und „Forschung“, die die Entwicklung der Komponistin seit Jahren ziemlich ungenau und stereotyp begleiten, kam man bei „Skull“ für Ensemble nicht weit.
Im Gegenteil: eine sehr aufgeräumte, ja fast sortierte Abfolge von sich zusehends verschlingenden, gleitenden Linien durch alle Instrumentengruppen des blendend aufgelegten Ensemble Modern war zu erleben. Zu deren getragenen Bewegung kamen später schlagartige Interjektionen aus denen sich schließlich Synthesen einer fast klassisch ausgewogenen Gemengelage von Punkt und Linie in reicher Figuration ergaben. Das Ganze geboten in einem Duktus, den man vom Ensemble Modern ansonsten nicht allzu oft zu hören bekommt.
Und der sich neben dem Einsatz einer Korg BX3 Orgel dem auf geschmeidige Artikulation gerichteten Dirigat des beeindruckenden Bas Wiegers verdankte.