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Brandauer und das Mozarteumorchester: Elfchens Alter

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Von: Bernhard Uske

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Klaus Maria Brandauer.
Klaus Maria Brandauer. © IMAGO/Future Image

Das Mozarteumorchester Salzburg mit Brandauer und Shakespeare in der Alten Oper.

Vielleicht sollte die Alte Oper, bevor sie sich an weiteren zweifelhaften Umgestaltungen ihres Hauses versucht, Gedanken um die elektro-akustische Präsenz in ihren Hallen machen. Ein Konzert mit Sprechkunst als solistischem Hauptposten bedarf einer timbre- und flexionssensiblen Verstärkung und nicht eines dumpfen, höhenschwachen und verschwommenen Klangbilds, wie es dem Auftritt Klaus Maria Brandauers als Erzähler und Rollenvermittler des „Sommernachtstraums“ in Felix Mendelssohn Bartholdys entsprechender Theatermusik widerfuhr.

Ein besonderes Ärgernis, als die Sprechgestaltung des Theater- und Filmschauspielers einer deutlichen räumlichen Formatierung bedurft hätte. Nicht dass ein versunkener Ton mit schläfrigem Duktus dem Charakter des Verwechslungszaubers erotischer Strategien, der im „Sommernachtstraum“ ja über Schlaf und Traum sich vermittelt, völlig unpassend gewesen wäre. Aber das quecksilbrige, elfenhafte und jedenfalls jugendliche Quid pro quo ist sicherlich in einer Diktion, wie sie leichte und weniger dunkle Stimmen besitzen, besser aufgehoben und von Aufnahmen gut bekannt. So variantenreich Brandauer auch, verbunden mit entsprechender Mimik, vortrug, der onkel- bis opahafte Ton schuf eine lange weilende Atmosphäre, der auch die musikalischen Beiträge nicht wirklich beikommen konnten.

Es spielte das Mozarteumorchester Salzburg, und es spielte trefflich. Hellwach, behände, die glitzernden und wispernden Klangzüge, die eine Art viertelgöttlich-elfiges Waldweben repräsentieren, die sachte Emphase der Sentimentalität aristokratischer Liebesleut’ und die derben Idiome der kleinbürgerlichen Laienschauspieler um Zettel, den zum Esel und Liebhaber Titanias verwandelten Handwerker – das alles kam profiliert, rhythmisiert und immer zügig daher. Ein wenig fade dabei der Hochzeitsmarsch, den man von anderen Darbietungen her wesentlich pfiffiger und raffinierter kennt. Es sang sehr homogen der weibliche Teil des Salzburger Bachchors, die zwei Solostimmen wurden durch Daria Strulia und Doris Maria Ritter gut dargestellt.

Dirigent war der 58-jährige Andrew Manze, ein in London geborener Spezialist für Alte Musik, der zudem die letzten knapp zehn Jahre die NDR Radiophilharmonie Hannover leitete. Vibratolose Spannung und Agilität in Schuberts h-Moll-Sinfonie („Die Unvollendete“) zu Beginn des Pro Arte-Abends waren da kein Wunder.

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