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Die Beach Boys bleiben sich treu

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Von: Stefan Michalzik

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Mike Love in diesen Juni-Tagen, hier im Gespräch mit dem Publikum in der Stadthalle von Wien.
Mike Love in diesen Juni-Tagen, hier im Gespräch mit dem Publikum in der Stadthalle von Wien. © afp

In Frankfurt treten die inzwischen ziemlich erwachsenen "Beach Boys" unbeschwert auf wie immer - auch wenn sie mal eine Pause machen müssen.

Für einen Moment schien 2012 die zu den mythischen Erzählungen des Pops gehörende künstlerisch motivierte und später auch geschäftlich-juristisch ausgetragene Antipodenfehde zwischen dem visionären Soundgenius Brian Wilson und dem eher auf den Geschäftserfolg bedachten Mike Love vergessen gewesen zu sein. Die Beach Boys hatten in der Besetzung mit fünf verbliebenen Protagonisten aus den sechziger Jahren „That’s Why God Made the Radio“ eingespielt, ihr erstes Studioalbum seit zwanzig Jahren – und nichts als nostalgische Glattheit hervorgebracht.

Vorbei dieser Moment – der Leadsänger Mike Love und der Keyboarder und Sänger Bruce Johnston sind wieder unter dem Markennamen unterwegs; Brian Wilson ist für Mitte Juli einmal mehr mit „Pet Sounds“ annonciert. Es ist von einer untergründigen Pointe, wenn Love sich beim Konzert in der ausverkauften Frankfurter Alten Oper für die Songs des Meilensteins ,,Pet Sounds“ feiern lässt, derweil er sich ursprünglich geweigert hatte, dieses den Rahmen der frühen Surfhits sprengende, ihm unverständliche Zeug zu singen. Ungetrübte Unbeschwertheit: das ist das Programm, das die Beach Boys auch im 56. Bandjahr noch fortschreiben. Song auf Song, kein Gedöns drumherum. Dazu eine stete Flut von Bildern aus der Bandgeschichte sowie solche um die Leibthemen Surfen & Strand, Mädels & Autos. Zweieinhalb Stunden lang inklusive Pause. Gründungsjahr 1961, da brauchen wir eine Pause – das bleibt die einzige Anspielung auf das Alter.

„One Night All The Hits“ ist angekündigt gewesen; im Konzert indes ist die Rede von der „Wild Honey“-Tour. Die Veröffentlichung dieses mauen Albums jährt sich zum fünfzigsten mal. Die erfolgreichste amerikanische Band aller Zeiten hat 36 Top-40-Hits landen können. Da fragt man sich, weshalb im Konzertrepertoire auch etliches mediokres Zeug auftauchen muss, unter anderem von diesem Album. Nach der Feier der Klassiker jetzt also auch die der Flops. Aber reichlich Hits hat man eben auch zu hören bekommen, und das ist es, wofür einem dieses mitreißend beschwingte Konzert in Erinnerung bleiben wird. Mag die Stimme auch ein wenig Strahlkraft eingebüßt haben, Love ist für seine 76 Jahre noch ein recht respektabler Mann an der Rampe.

Die achtköpfige Fast-jeder-darf-mal-Leadsänger-sein-Band ist kein Originalklangensemble. Muss sie natürlich auch nicht unbedingt sein. Mehr Aufmerksamkeit fürs Detail würde man sich allerdings schon wünschen, schließlich ist es neben dem Harmoniegesang ja der raffinierte Sound gewesen, der den Reiz der Musik mit ausgemacht hat, schon bei den frühen Surfhits. 1967, im Jahr der Veröffentlichung von „Wild Honey“, verdichtete sich in den USA der Protest gegen den Vietnamkrieg – die Beach Boys besangen unverdrossen frohgemut weiter „Surfin’ USA“.

Heute – kein Wort zu Donald Trump. Die Beach Boys sind sich treu geblieben, rundum.

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