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Barrett Strong ist tot – Pop-Gigant hinter den Kulissen

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Von: Harry Nutt

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Barrett Strong, Motown-Sänger und Songschreiber,  ist im Alter von 81 Jahren in Detroit gestorben, teilte das Motown Museum am 30.01.2023 via Twitter mit.
Barrett Strong, Motown-Sänger und Songschreiber, ist im Alter von 81 Jahren in Detroit gestorben, teilte das Motown Museum am 30.01.2023 via Twitter mit. © dpa/(Archivbild)

Wenn es doch regnen würde – zum Tod von Barrett Strong, der mit Norman Whitfield Soul-Klassiker wie am Fließband schrieb

Es ist ein für ihn typisch hymnischer Klagesound, mit dem Bruce Springsteen einen Song der Temptations intoniert: „I Wish It Would Rain“. Dem Rockbarden war es ein spätes Bedürfnis, durch sein Album „Only The Strong Survive“ die Soulklassiker seine Adoleszenz zu würdigen, die die Musik von Schwarzen weit über den Jazz und Blues hinaus etablierten.

B arry Gordys Hitfabrik Motown trug in den Sechzigern erheblich zur kulturellen Durchsetzung der Black-Power-Bewegung bei, aber Springsteens Album zeigt auch, wie sehr die Musiker, die diesen Sound hervorgebracht haben, schon wieder aus dem kulturellen Gedächtnis zu verschwinden drohen. „I Wish It Would Rain“ stammt aus der Feder von Norman Whitfield und Barrett Strong, die in den Sechzigern und Siebzigern zu Pop-Giganten hinter den Kulissen wurden. Am Anfang ihrer Zusammenarbeit stand „I Heard it Through The Grapevine“, das Strong und Whitfield zunächst für The Miracles geschrieben hatten. Nachdem es anschließend von den glamourösen Gladys Knight And The Pips gecovert wurde, avancierte es in der Version von Marvin Gaye zum Motown-Klassiker, der zugleich der wichtigste Katalysator für den kommerziellen Erfolg des Labels wurde.

D er 1941 in Westpoint, Mississippi geborene Barrett Strong kam bereits 1959 in Kontakt mit Barry Gordy, für dessen Tamla-Records er einige Songs eingespielt hatte. Eine spontan im Studio entstandene Gemeinschaftsproduktion von Gordy und Strong war „Money (That’s What I Want“), bei dem Strong Klavier spielte und für das er auch den Text geschrieben hatte. Kurioserweise wurde Strong ausgerechnet bei diesem Stück aus der Komponistenzeile gestrichen, so dass ihm später lukrative Tantiemen entgingen.

D as Komponisten-Duo Whitfield und Strong wollte sich bald aber nicht mehr mit der Reproduktion des Motown-Sounds zufriedengeben. Durch die Zusammenarbeit mit The Temptations wurden die Stücke experimenteller, zugleich sozialkritischer. Sie setzten Gitarren mit Verzerrung, sogenannten Wah-Wah-Effekten, ein. Auch ließen sich Whitfield und Gordy nicht mehr auf die üblichen drei Minuten beschränken. Höhepunkte dieser Entwicklung, die zugleich mit der Filmbewegung Blaxploitation zusammenfiel, war der Soul-Meilenstein „Papa Was A Rollin’ Stone“ von Sly And The Family Stone.

M it gleich zwei Stücken hat Barrett Strong Eingang gefunden in Bob Dylans „Philosophie des modernen Songs“. Das in der Version von Edwin Starr berühmt gewordene „War“ feiert Dylan als Vorbild aller Anti-Kriegslieder, und über das pompöse „Ball Of Confusion“ (von den Temptations) schreibt Dylan, der Song sei wie eine alte Radiosendung, bei der man sich vorstellt, was man hört und es dadurch zu einer eindringlichen Erfahrung wird. Am Sonntag ist Barrett Strong im Alter von 81 Jahren in Detroit gestorben.

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