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Die Ausgebuffte

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Von: Stefan Michalzik

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Die Australierin Kat Frankie meldet sich als Solokünstlerin zurück, auch in der Frankfurter Brotfabrik.

Die musikalische Biografie von Kat Frankie ist eine illustre. Zunächst ist die in Berlin lebende Australierin 2007 mit ihrem Debütalbum „Pocket Knife“ als typisch melancholieverliebte Singer/Songwriterin in Erscheinung getreten. Zuletzt hatte sie Film- und Fernsehmusiken komponiert und mit Musikern wie Olli Schulz und Clueso zusammengearbeitet; als Teil des Synthiepopduos Keøma hatte sie sich gar vor zwei Jahren für die Teilnahme am Eurovision Song Contest beworben.

Jetzt ist sie unterwegs mit ihrer Rückmeldung als Solokünstlerin, dem gerade herausgekommenen Album „Bad Behaviour“, ihrem vierten. Nicht umsonst kehrt die 39-Jährige in Interviews ihre Rolle als Produzentin hervor, denn längst ist es nicht mehr die akustische Gitarre, die die grundlegende Rolle spielt, sondern eine Produktionsweise, die von HipHop und R’n’B beeinflusst ist.

Einem Gutteil der Nummern in der bestens besuchten Frankfurter Brotfabrik – Zwei-Drittel-Mehrheit im Publikum für die Frauen – ist ein explizit perkussiv geprägter Beat eigen. Und dann ist da aber auch wieder die „alte“ Kat Frankie, gleich zu Beginn beispielsweise mit einem deftigen Countryfolk-Stomper und einer metallisch timbrierten, dramatisch weit ausgreifenden Stimme, die ein besonderes Kennzeichen Frankies ist. Ihr fünf gewiefte Kräfte zählendes Hybridensemble präsentiert sich mal als altmodische Gitarrenpop- und mal als gemäßigt moderne Elektropopband.

Der Bühnendarbietung der Songs ist ein musikantischer Zug eigen. Die Musik sucht das große Publikum, dabei ist sie nicht im engeren Sinne gefällig, sondern voller Widerhaken. Die neue Leichtigkeit ist eher eine zweiten Grades. Tatsächlich handeln die Texte nach wie vor in Songwriter-Manier von Gefühlen, mal auch von Sexualität oder vom Protestzug der Pariser Frauen 1789 nach Versailles. Oft ist das Klangbild pompös. In einer meisterlichen Art handhabt Kat Frankie das vokale Live-Sampling. Für eine Nummer steht sie allein auf der Bühne und loopt Spur um Spur Fingerschnippen, Rhythmusgesang und Harmoniestimmen übereinander. Das ist ausgesprochen geglückt, im Übrigen tut Frankie gut daran, dass sie davon absieht, dieses Verfahren durch einen stetigeren Gebrauch überzustrapazieren. Befremdlich hingegen wirkt die Nummer „Back to Life“ ob einer technisch tiefergelegten Stimme. Das bringt keinen Zugewinn, Kat Frankie als James-Blake-Soundalike – das braucht’s nicht.

In der Summe ist das alles anständig ausgebufft, ohne dass es unter der Last des Experimentierwillens zusammenbrechen würde. Eher suchend wirkt es als kalkuliert, und im Ergebnis warm.

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