Ulrich Tukur stellt Debütroman in Frankfurt vor

Ulrich Tukur debütiert als Autor mit seinem Buch namens „Der Ursprung der Welt“ im Schauspiel Frankfurt.
Nicht immer gelingt selbst geübten Schauspielern ein Rollenwechsel nahtlos. Ulrich Tukur betritt die Bühne des Frankfurter Schauspielhauses nicht als gefeierter Film- und Tatort-Star, sondern als Autor seines ersten Romans, der im Fischer Verlag unter dem Titel „Der Ursprung der Welt“ erschienen ist. Das rote Cover-Foto leuchtet auf schwarzem Samt im Hintergrund der Bühne. Davor stehen nur noch ein Tisch und ein Stuhl. Betont lässig geht Tukur auf den Tisch zu, wirft mit elegantem Schwung seinen Schal in diese Richtung, der allerdings doch knapp am Tisch vorbei auf dem Boden landet. Schmunzelnd hebt er den Schal wieder auf und setzt sich.
Eine filigrane Balance aus Eigeninszenierung und Selbstironie wird diesen Abend prägen, sie kennzeichnet auch Ulrich Tukurs literarischen Stil. Der nach dem berühmten Gemälde von Gustave Courbet benannte Roman ist auf eine Person zugeschnitten, deren biografische Details sich gelegentlich mit denen des Autors überschneiden. Ein komplizenhaftes Raunen der Zuschauer begleitet solche in die Erzählung eingeflochtenen Spuren.
Roman von Ulrich Tukur - Historisches, Fantastisches
Das gilt auch für das zeithistorische Umfeld des Romans. In zahllosen Details mischt sich Historisches mit Fantastischem. Alle Details seien wichtig, versichert Ulrich Tukur, darum könne man Kapitel nicht einfach überspringen. „Alles muss konsequent weitererzählt werden, ich weiß es, denn ich habe ja den Text geschrieben“, sagt er und muss in solchen Momenten immer wieder einen Kloß im Hals wegräuspern.
Beiläufig wird im Roman erwähnt, dass ein türkischer Präsident ermordet wurde und während eines Staatsbesuchs auf einen französischen Präsidenten in Belgien ein Attentat erfolgte. Der Roman soll das Bild einer Ruhe vermitteln, die trügerisch ist, erklärt Tukur. Gefährliches brodle im Untergrund, nichts sei mehr in Ordnung. Geschrieben habe er den Text, als Marine Le Pen in Frankreich starken Zulauf gehabt habe und der Erfolg Macrons noch nicht absehbar gewesen sei.
Schauspieler Ulrich Tukur als Romanautor
In einer solchen Stimmungslage fährt Paul Goullet, Protagonist der Erzählung, nach Paris, um sich vor den Gemälden im Louvre in eine magische Welt wegzuträumen. Beim Betrachten eines nackten Frauenkörpers erinnert sich Goullet an die eigene Mutter, die starb, als er sieben Jahre war. Bilder (auch Spiegelbilder) und Déja-vu-Erlebnisse bilden Scharnierstellen der Erzählung. Sie wecken Erinnerungen an die Kindheit, legen Fassaden frei, hinter denen sich das Innere versteckt, und erzeugen eine Spannung, die auch am Lesungsabend spürbar wird.
Ein Bild war es auch, erzählt Tukur, das ihn zum Schreiben seines Buches inspiriert habe. Während der Dreharbeiten zu „Séraphine“ (2008) sei er dem Bild eines Mannes begegnet, dessen Identität unbekannt war. Er hat es nicht vergessen, und es reizte ihn, eine Geschichte über eine Person zu erfinden, von der man nur das Äußere kennt.
„Nichts soll dich aufhalten“. Mit diesem Auftrag klappt Tukur das Buch mit Nachdruck zu. Spürbar erleichtert zieht er sich von der Bühne zurück.