Stefan Hornbach: „Den Hund überleben“ – Gespräche nach der Diagnose

Stefan Hornbach erzählt in seinem Roman „Den Hund überleben“ von einer schweren Krebs-Erkrankung.
Wenn man gerne mit einem Hund zusammenwohnt, kann man sich glücklich schätzen, wenn der ohne Qualen 14, gar 15 Jahre alt wird. Ist er leidend, gehört „Es ist doch nur ein Hund“ zu den Sätzen, die man keinesfalls hören mag. Wählt nun ein Autor den Titel „Den Hund überleben“ für seinen ersten Roman, sollte es sich um eine ernste Angelegenheit handeln. Und so ist es.
Das erzählende Ich in Stefan Hornbachs Debüt, Sebastian, ist 24 Jahre alt, sehr jung für einen Menschen, am Anfang des Lebens noch, als auf dem Röntgenbild eine Geschwulst aufscheint. „Sie stehen gerade unter Schock, befand der Radiologe. Sie gehen jetzt erst mal nach draußen, schnappen kurz frische Luft, dann rufen Sie Ihren Hausarzt an.“ Der allerdings ist keine Hilfe.
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Das Buch
Stefan Hornbach: Den Hund überleben. Roman. Hanser, München 2021. 288 Seiten, 22 Euro.
Stefan Hornbach, 1986 in Speyer geboren, in Berlin und Konstanz lebend, erzählt von einem Studenten, der sein Studium unterbricht, seine Wohngemeinschaft und Stadt verlässt, wieder bei Mutter, Vater, Hund einzieht und sich in Behandlungen begibt. Er ist also aus den noch frischen Koordinaten seines Erwachsenenlebens gerissen und fällt in die Rolle des Kindes zurück, um das sich die Eltern Sorgen machen.
Da sein Tumor groß ist und die Therapiemöglichkeiten begrenzt sind, erscheint das titelgebende „Den Hund überleben“ als ein einigermaßen greifbares Nahziel – und keinesfalls zynisch gegenüber dem Tier, mit dem der Erzähler an die alte Beziehung wieder anknüpft. So wie an die Freundschaft zu einer jungen Frau aus der Nachbarschaft, Jasna, der er als Kind geschwisterlich nah war. Aufdringlich wirkt sie zunächst, dann kommt sie noch mit Naturheilkunde, erweist sich letztlich in ihrer Beharrlichkeit des Kontakthaltens als genau richtig für Sebastian.
„Das Schwierige an solchen Gesprächen war, dass es nichts zu sagen gab“, schreibt Hornbach ziemlich früh im Buch und fasst damit die eine Ebene des Romans: wie sich durch die Krankheit sämtliche Beziehungen verändern, natürlich auch die der Erzählerfigur zu sich selbst. Einmal verliebt er sich in einen viel Jüngeren, versucht nicht in die Zukunft zu schauen und wird bei der Trennung mit der Frage konfrontiert: „Sagst du mir Bescheid, wie du’s überstanden hast?“ Die andere Ebene ist die Krankheit selbst, bestimmt durch den Rhythmus der Chemotherapie, Kontrolluntersuchungen, Arztgespräche.
Stefan Hornbach schreibt geradlinig, nüchtern. Er führt durch Etappen, die wenig Grund zur Freude, wenig Anlass für Humor bereithalten. Dialoge brauchen keine Anführungszeichen, alles ist auch so eindeutig zugeordnet. Nur der Hund, der eigentlich eine Hündin ist, bekommt erst fast zum Schluss einen eigenen Namen. Sogar ein Gedicht, aber das ist nicht abgedruckt.