Neonazis kommen zur Buchmesse
Die rechtsextreme Stiftung "Europa Terra Nostra" plant Auftritte von NPD-Politikern und weiteren Ultranationalisten auf der Frankfurter Buchmesse.
In ihrer Ankündigung spricht die Stiftung „Europa Terra Nostra“ von nicht weniger als einer „kleinen Sensation“. Erstmals, so heißt es in dem Flugblatt, wolle man sich in diesem Oktober bei der Frankfurter Buchmesse präsentieren. Wirklich freuen dürfte sich indes über einen solchen Auftritt außer den Initiatoren niemand, denn bei „Europa Terra Nostra“ handelt es sich um einen Ableger der Allianz für Frieden und Freiheit – eines europaweiten Zusammenschlusses von 14 rechtsextremen Parteien. Und bei den Autoren der beiden Bücher, die laut Ankündigung auf der Buchmesse präsentiert werden sollen, um bekannte Vertreter neonazistischer Parteien - darunter der EU-Abgeordnete der verfassungsfeindlichen NPD, Udo Voigt.
Udo Voigt von der NPD auf der Buchmesse
Auf FR-Anfrage bestätigt der Sprecher der 2016 gegründeten Stiftung, Jens Pühse, dass entsprechende Auftritte geplant seien. Neben Udo Voigt sei man in Gesprächen mit Nick Griffin, dem ehemaligen Vorsitzenden der British National Party (BNP), und Roberto Fiore, Vorsitzender der neofaschistischen Forza Nuova aus Italien. Alle drei zählen zu den Autoren des von „Europa Terra Nostra“ herausgegebenen Buches „Zeiten des Wandels“. „Fest steht allerdings noch nichts“, betont Jens Pühse, der bis vor kurzem noch Auslandsbeauftragter der NPD war.
Doch neben der Ideologie und ihrer publizistischen Tätigkeit haben die drei Rechtsextremisten noch eine Gemeinsamkeit: Alle drei sind bereits mehrfach strafrechtlich in Erscheinung getreten. Udo Voigt wurde mehrfach wegen Volksverhetzung und Verherrlichung des Nationalsozialismus angeklagt und in einem Fall verurteilt. Ähnlich wie Nick Griffin, dem mehrfach Anstachelung zum Rassenhass vorgeworfen wurde. Auch er wurde in einem Fall verurteilt.
Auftritt von Daniel Friberg angedacht
Fiore wiederum musste den Großteil der 80er Jahre im Exil in Großbritannien verbringen, weil er im Zusammenhang mit dem Anschlag auf den Bahnhof von Bologna am 2. August 1980 gesucht wurde. Bei dem Anschlag, der von einer neofaschistischen Gruppierung ausgeführt wurde, starben 85 Menschen. Fiore wurde schließlich wegen der Unterstützung einer staatsfeindlichen bewaffneten Vereinigung verurteilt.
Ebenfalls angedacht ist nach Angaben Pühses ein Auftritt von Daniel Friberg. Der schwedische Geschäftsmann soll in seiner Jugend Medienberichten zufolge in der „Schwedischen Widerstandsbewegung“, einer neonazistischen Gruppierung, der unter anderem Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte zur Last gelegt werden, aktiv gewesen sein. Inzwischen gilt Friberg als einer der finanzstärksten Förderer der extremen Rechten in Europa. Erst Anfang dieses Jahres organisierte er in Schweden eine Konferenz, die der Vernetzung europäischer Nationalisten mit der Alt-Right-Bewegung in den USA diente.
Friberg ist zudem Gründer mehrerer einschlägiger Webportale und des Arktos-Verlags. Dort veröffentlichte er auch sein eigenes Werk „Die Rückkehr der echten Rechten“, das nun in einer Neuauflage auch bei „Europa Terra Nostra“ erscheinen soll.
Antaios 2017 mit einem eigenen Stand
Der Auftritt soll nach Angaben von Pühse nicht an einem eigenen Stand erfolgen. Vielmehr werde die Stiftung im Rahmen einer Gemeinschaftspräsentation mehrerer kleiner Verlage auftreten. Organisiert werde diese Gemeinschaftspräsentation durch den Marketing- und Verlagsservice des deutschen Buchhandels (MVB), eines Tochterunternehmens des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Der MVB ließ eine Bitte der FR um Bestätigung bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Publizisten vom rechten Rand des politischen Spektrums scheint es wieder verstärkt auf die Frankfurter Buchmesse zu ziehen. Bereits Ende August hatte die FR berichtet, dass der Verlag Antaios 2017 mit einem eigenen Stand Präsenz zeigen will. Der Verlag ist das publizistische Flaggschiff des neurechten „Instituts für Staatspolitik“. Während der Buchmesse sind dort unter anderem Auftritte von Vertretern der völkischen „Identitären Bewegung“ geplant.