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Mosebach und seine Nr. Elf

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Martin Mosebach, Frankfurter Autor und Georg-Büchner-Preisträger.
Martin Mosebach, Frankfurter Autor und Georg-Büchner-Preisträger. © imago stock&people

Autor Martin Mosebach stellt im Literaturhaus Frankfurt seinen neuen Roman „Mogador“ vor. Und erklärt, weshalb die Hauptfigur einen so merkwürdigen Nachnamen trägt.

Von Andrea Pollmeier

Hitze, den ganzen Körper köstlich durchglühende Hitze.“ Selten dürften die ersten Worte eines neuen Buchs von Martin Mosebach hierzulande so passend gewirkt haben. Im überhitzten Frankfurter Literaturhaus blieb den schwitzenden Zuhörern jedoch das Labsal der dann folgenden und bis ins Detail nachgezeichneten Wasserzeremonien eines orientalischen Dampfbads vorenthalten.

?Mogador? ist der elfte Roman des mit nahezu allen wichtigen Literaturpreisen ausgezeichneten Autors. Dieser Umstand gab, so Mosebach im Gespräch mit der Journalistin Rose-Maria Gropp, dem „Jungbankmann“ Patrick Elff, dessen Geschichte er erzählt, seinen Namen.

Elff ist Investmentbanker, hat Geld in Millionenhöhe verschoben und flieht vor der Strafverfolgung in die Hafenstadt Essaouira, die vor der Unabhängigkeit Marokkos den klangvollen Namen „Mogador“ trug. Bis heute gibt es dort Vorstellungen von Dämonen, die wie der „Dschunat“ jenseits der sichtbaren Welt das Leben begleiten. Beim Abschrubben im Dampfbad erlebt Elff, so die Erzählung, eine „Häutung“. „Liegen Gutes und Böses nicht vor allem auf der Oberfläche eines Menschen und haben mit der Tiefsee darunter vielleicht gar nicht so viel zu tun?“

Khadija erinnert ihn an eine andere seiner Figuren

Unterschiedlichste Welten treffen in Mosebachs Roman anspielungsreich aufeinander und verbinden die Ereignisse an der marokkanischen Atlantikküste mit dem geldgetriebenen Milieu einer modernen Großstadt. Um sich zu verstecken, mietet sich Elff ein im Haus der Patronin Khadija, die als Zuhälterin, Geldverleiherin, Seherin und Lebensberaterin zur Königin der Männer geworden war.

Rose-Maria Gropp zeigt sich begeistert von dieser Romanfigur, „die den Kapitalismus im Turbo gelernt habe“ und sieht in ihr inmitten der von Männern beherrschten Welt das Beispiel einer emanzipierten Frau. Eine solche Zuweisung weist Martin Mosebach jedoch entschieden zurück. „Khadija ist eine Ausnahmefigur“, erklärt er. Sie erinnere an die Neapolitanerin, die in seinem Roman „Die schöne Gewohnheit zu leben. Eine italienische Reise“ als Vertreterin eines „misogynen Matriarchats“ vorkomme.

Sie sei das Porträt einer realen Person, der er während einer seiner Aufenthalte im Mittelmeerraum begegnet sei. „Ich gehe in meinen Büchern immer von Menschen aus und nicht von Geschichten“, so Mosebach. Khadija habe er zwar nur von der Seite erlebt. „Was man nicht genau erwischt, regt die Phantasie am meisten an. Eine geahnte Figur ist ideal, um sie in einen Roman einzubringen.“

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