„Hoffentlich sieht das keiner“

Steffen Butz holt den Deutschen Cartoonpreis 2015 mit seinen Bären. „Sims4 – An die Arbeit“ von Electronic Arts gewinnt den Tommi bei den Computerspielen.
Es hagelt Preise auf der Buchmesse, wenn sich das Spektakel dem Ende nähert. Am Freitag sucht und findet beispielsweise der Deutsche Cartoonpreis 2015 einen Träger. Es ist: Steffen Butz. Überglücklich nimmt der Pfälzer auf der Bühne im Lesezelt die hochwertige Trophäe entgegen: einen Bembel.
Was musste man in diesem Jahr zeichnen, um ganz vorn dabei zu sein? Etwas möglichst Gutes zum Wettbewerbsmotto „Hoffentlich sieht das keiner“. Bei Steffen Butz war es allerdings nichts ganz Neues: Seine Siegerzeichnung sei vielmehr „schon ziemlich alt“, gibt er zu. Sie zeigt einen Bären, der bei einem anderen Bären an der Tür klingelt und einen Koffer trägt, auf dem „Lachsersatz“ steht. Untertitel: „Ein Scheiß-Job! Aber Edgar brauchte die Kohle.“
Karriere mit Bären
So ähnlich könnte man auch den Karrierebeginn des Triumphators charakterisieren, denn damals fragte ihn der Fackelträger-Verlag, ob er sich vorstellen könne, 100 Bären zu zeichnen. „Ich habe nein gesagt und es dann doch gemacht“, blickt der 51-Jährige Butz zurück. Der Jury gefiel besonders, dass der Bär in diesem Cartoon als Vertreter arbeitet; er sei ja auch einer der letzten Vertreter seiner Art.
Den zweiten Platz holt Lilli Bravo mit einer Zeichnung, die einen Vogel-Ober zeigt, der in den Teller seines jungen Vogel-Gastes speit, und am Nebentisch sagt ein junger Hase (oder ein Lamm?) zu seiner Erziehungsberechtigten: „Ich will doch keinen Kinderteller, Mama.“ Dritte wird Kittihawk mit ihrem zeitkritischen Cartoon eines Paares, das dem Sensenmann hinterherschleicht. Sagt er zu ihr: „Wir folgen ihm einfach! Hier wird bestimmt gleich irgendwo eine Wohnung frei.“ Und der Preis in der Kategorie A für Zeichner, die noch kein Buch veröffentlicht haben, geht an Henning Christiansen: Ein Auto liegt rettungslos über einer Schlucht auf dem Dach, der Fahrer denkt: „Zum Glück hab ich noch drei Tage Urlaub.“
In der Halle 3.0 haben derweil die Jüngsten das Sagen: Sie entscheiden über die Vergabe des Deutschen Kindersoftwarepreises „Tommi“ – mithin die einzige Auszeichnung auf der Messe, die die Mädchen und Jungen persönlich vergeben, sagt der Moderator. 3599 Kinder und mehr als 20 Bibliotheken in der ganzen Republik haben mitgewählt, später die Tommi-Trophäe (ein Hund mit Lorbeerkranz) per 3D-Drucker hergestellt und in Handarbeit bemalt.
Ziel: Medienkompetenz
Und wer kriegt ihn nun? „Sims4 – An die Arbeit“ von Electronic Arts gewinnt den Tommi bei den Computerspielen, „WiiU: Yoshis Wooly World“ von Nintendo liegt bei den Konsolenspielen vorn, und die „Pony Style Box (Fox & Sheep)“ für iOS und Android siegt bei den Apps. Seit 14 Jahren schon gibt es den Tommi. Das Ziel: über den spielerischen Zugang Medienkompetenz bei den Kindern wecken.
Den ersten „Nonbook-Award“ bei der Buchmesse, also einen Preis für Produkte, die keine Bücher sind, holt sich am Freitag der Frankfurter Metermorphosen-Verlag für sein Memoryspiel „Kunst aufräumen“ oder auch „Die Kunst, aufzuräumen“, angelehnt an den Buch-Bestseller von Ursus Wehrli. Zwei Jahre habe der Verlag um die Lizenz gekämpft, sagt Florian Koch. Der Erfolg gibt ihm recht.