Harry-Potter-Autorin: Joanne im Glück

Das Märchen der Harry-Potter-Autorin Rowling.
Heute vor 25 Jahren erschien „Harry Potter und der Stein der Weisen“ im Londoner Bloomsbury-Verlag. Der hatte das Manuskript schon abgelehnt.
Aber ein Kinderbuchlektor setzte sich noch einmal für es ein und so erreichte das Buch Leserinnen und Leser. In einer Auflage von 500 Exemplaren. Der Lektor, der sich so tapfer für das bereits abgelehnte Buch verwendet hatte, war auch so tapfer, der Autorin die Wahrheit zu sagen; dass man nämlich von Kinderbüchern nicht leben könne. Er riet der von Sozialhilfe lebenden jungen Mutter, sich nach einem realen Job umzusehen.
Die sieben Bände der Harry- Potter-Serie bringen fantastische Geschichten, die von allem Möglichen handeln, deren Zauber aber darin liegt, dass sie sich wieder einmal trauen, mit dem Unmöglichen zu spielen. Es sind Märchen, so wie viele große Romane der Vergangenheit Märchen sind. Mit Superhelden und Superbösewichten.
Das größte Märchen aber ist die Wahrheit. Die Geschichte von Joanne K. Rowling, geboren 1965 in der unweit von Bristol gelegenen Kleinstadt Yate. Sie studierte Französisch und Klassische Altertumswissenschaften.
Danach arbeitete sie u. a. zwei Jahre bei Amnesty International. 1991 ging sie als Englisch-Lehrerin nach Porto. Dort begann sie, an „Harry Potter und der Stein der Weisen“ zu arbeiten. Sie hatte schon zwei Romane geschrieben, die sie aber verworfen hatte. Nun also ein Kinderbuch. Hans Magnus Enzensberger hat genau einen Roman geschrieben: ein Kinderbuch. Es war ein Versuch. Joanne K. Rowling soll ihren Versuch zwölf Mal eingereicht haben und zwölfmal wurde das Buch abgelehnt.
Niederlagen kennen wir
Jeder kennt das: Bewerbungen, die abgelehnt werden; Auftritte, die unbeachtet bleiben. Niederlagen sind das halbe Leben und für viele von uns sind weitere Niederlagen die andere Hälfte. Die Geschichte von Aschenputtel, die einen Prinzen bekommt, ist ein Märchen. Im wirklichen Leben gibt es das nicht. Jedes Kind kriegt zu hören, es soll sich nicht kaprizieren auf das, was ihm Spaß macht. Es soll sich einen Brotberuf suchen. Das, was der Lektor zu Joanne K. Rowling sagte.
Aber manchmal wird das Unmögliche wahr. Joanne K. Rowling wurde zur reichsten Schriftstellerin, die es jemals auf diesem Planeten gab.
Niemand hat je so viel Geld mit Schreiben verdient. Aber wie in jeder richtigen Heldengeschichte, wurde auch Joanne K. Rowling vor dem Erfolg erst noch einmal in eine Grube geworfen. Der Mann, den sie in Portugal geheiratet hatte, schlug sie. Sie trennte sich und zog nach Edinburgh, lebte von Sozialhilfe, ließ sich aber nicht niedermachen, sondern bekämpfte ihre Depression mit dem Aufschreiben der Taten zauberkräftiger Magier und Magierinnen und solcher, die es werden wollten. Ihre Flucht aus der Realität half Millionen auf der ganzen Welt bei der ihren. Viele kamen dabei dahinter, dass der Fliehende mit der Zeit den Verfolger gut kennenlernt.
Die Flucht vor der Wirklichkeit ist immer auch ein Weg, ihr nahezukommen. Das Joanne-K-Rowling-Märchen ist mehr noch als ihre Bücher ein Zeichen der Hoffnung, eine Erinnerung daran, dass man auch ein Hans oder eine Joanne im Glück werden kann.