Der Tod und das Hähnchen

Ferdinand Schmalz, diesjähriger Gewinner des Ingeborg-Bachmann-Preises, liest im Frankfurter Literaturhaus.
Der Österreicher Ferdinand Schmalz, eindeutiger Gewinner des diesjährigen Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Preises, war jetzt in der Frankfurter Romanfabrik zu Gast, mit der Literaturkritikerin und Klagenfurt-Jurorin Sandra Kegel. Sie hatte ihn nicht nur für den Lesewettbewerb vorgeschlagen, sondern auch dreimal zur Teilnahme aufgefordert, bis er tatsächlich einen Text zur Hand hatte. Der arrivierte Dramatiker wunderte sich, als sein Bad im Wörthersee sogleich getwittert wurde, und freute sich über das kleine Mädchen, das ihm zum Preis gratulierte. Er habe, so sagte er in der Romanfabrik, etwas unterschätzt, was für ein Nationalsport der Klagenfurter Wettbewerb sei. Vom Theater wendet er sich darum nicht ab, gehört auch nicht zu den Autoren, die darunter leiden, was mit ihren Stücken „geschieht“. Im Gegenteil machte er deutlich, dass ihn dieser Prozess interessiert und lockt.
Sein siegreicher Prosatext „mein lieblingstier heißt winter“ wächst derzeit offenbar zum Roman heran (wobei ihm das Wort Roman erst allmählich, quasi befremdet über die Lippen kam). Das kann einen als Befürworter des wirklich prosaischen Tiefkühlkostausfahrers Winter nur freuen. Nach Frankfurt hatte Schmalz aber einen anderen Text mitgebracht: ein Prosastück von 2013, „schlammland.gewalt“, das er gerade als Monolog überarbeitet hat. Erzählt wird aus Sicht eines Hähnchenbraters von der Eskalation in einem dörflichen Festzelt und einer die Situation (fast) beendenden Schlammlawine. Ausgangspunkte: Kleists „Erdbeben in Chili“, ein Lawinenniedergang nahe seines Heimatortes und eine Fastschlägerei in einem Festzelt, als ihm (Schmalz) fast sein Steireranzug gestohlen wurde. Es wurde erneut erschütternd deutlich, dass Ferdinand Schmalz’ immenser Witz nicht ironisch, sondern existenziell ist.
Derzeit stellt er im Auftrag des Burgtheaters eine eigene „Jedermann“-Fassung her. Der Tod, sagte er, gehöre letztlich nach Wien, wo sich beispielsweise sein Onkel bereits drei Grabstätten reserviert habe und das Leben im Grunde die Vorbereitung auf ein schönes Begräbnis sei.