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Eine Collage – wie das Land selbst

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Schön illustrierte Bücher gibt's in Halle 6 der Buchmesse.
Schön illustrierte Bücher gibt's in Halle 6 der Buchmesse. © Bahareh Ebrahimi/fr

Eine Lektorin entdeckt ihre Leidenschaft für die Illustration, inzwischen repräsentiert ihr Buchdesign das gesamte Werk eines indischen Verlages.

Von Bahareh Ebrahimi

Während die Hallen 3 und 4 auf der Frankfurter Buchmesse die meiste Aufmerksamkeit auf sich ziehen, herrscht in der Halle 6 bei den Internationalen Verlagen ziemliche Ruhe – und zugleich Schönheit. Dort findet man auch den indischen Verlag „Seagull Books“ mit Sitz in Kalkutta.

Werke von Klaus Höffer, Alexander Kluge, Lutz Seiler, auch von Thomas Bernhard und Theodor Adorno stehen im Regal. Sie sind elegant illustriert, die farbenfrohen Motive der Einbände wirken wie Eyecatcher.

Sunandini Banerjee ist die Gestalterin dieser Bücher. 2000 kam sie als Lektorin in den Verlag. Irgendwann interessierte sie sich auch für die Gestaltung. „Ich habe gefragt, ob ich auch illustrieren könnte“, sagt sie, „ich hatte Lust, alles mal auszuprobieren.“ Sie habe nicht gedacht, dass aus ihr eine Gestalterin würde, wollte bloß auch andere Sachen machen. Da es ein kleiner Verlag war, hatte der Verleger die Freiheit, sich auf dieses Experiment einzulassen.

So durfte sie ohne Designausbildung, aber mit zwei Abschlüssen in englischer Literatur ihren ersten Entwurf ausarbeiten: ein Ticket für ein Jazz-Konzert, „Blue Moon“. Ihr bevorzugtes Genre ist die Collage, die sie für die die Gestaltung ihrer Titel anwendet. „Ich bin selber eher eine Collage“, sagt sie. Sunandini Banerjee hat einen besonderen Sinn für Farben. Gefragt, ob ihre Werke irgendwie Indien repräsentieren, verneint sie.

Der Verlag Naveen Kishore hat den Verlag im Jahr 1982 gegründet. Erstmal nur als Verlag für Dramatik. Nach und nach kamen auch literarische Werke in 18 lokalen indischen Sprachen dazu, die ins Englische übersetzt wurden. „In jeder Region wird zwar die lokale Sprache gesprochen“, sagt Sunandini Banerjee, „Die englische Sprache hilft einem, sich in der Welt zu bewegen“. Deswegen sei ihre eigentlich zweite Sprache jetzt zu ihrer ersten worden.

Seit 2005 ist der Verlag international geworden. Seitdem arbeiten sie mit vielen europäischen Institutionen, unter ihnen das Goethe-Institut, zusammen. Am Stand der Frankfurter Buchmesse zeigen sie nicht nur die Bücher der deutschen Schriftsteller, sondern italienischer, französischer und sogar afrikanischer.

„Wir machen uns erst nach der Produktion Gedanken ums Geld“, sagt der Verleger, „wir sagen nicht, wir können dieses Buch nicht machen, weil es kein Geld gibt.“ Wenn sie ein Buch gut finden, geben sie es heraus. Aus dieser Unabhängigkeit folgt eine gewisse Schönheit.

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