Eigenes Programm für Blogger
Verlage und Autoren sehen die Netzschreiber als Ergänzung zur Zeitung.
Sie führen Interviews, schreiben Artikel und kennen die meisten Verlagsmitarbeiter beim Vornamen: Buchblogger. Für viele von ihnen ist die Frankfurter Buchmesse ein Pflichttermin.
Eine von ihnen ist Lea Kaib. Die 26-Jährige schreibt seit zwei Jahren auf ihrem Blog „liberiarium“. Da sie sich vor allem für Jugendbücher und Comics interessiert, ist sie in diesem Jahr als „Carlsen Messebloggerin“ unterwegs. Der Verlag nehme sie mit zu Terminen und lasse sie Autoren interviewen. „Vor allem snapchatte ich über die Messe“, sagt sie – sie nutzt also den Instant-Messenger-Service Snapchat, um ihre Beiträge zu verbreiten.
Auch Christin Matthes ist Bloggerin. Vor drei Jahren startete sie ihre Website „Life4Books“. „Auf einem Blog kann man lockerer schreiben als für eine Zeitung“, sagt sie. Da die Szene andere Leser anspreche, sieht sie sie als Ergänzung zum Journalismus.
Für Buchblogger veranstalten viele Verlage während der Messe ein eigenes Programm. So lädt der Knaur Verlag zum Speeddating ein, bei dem Blogger sieben Autoren der Reihe nach kennenlernen dürfen. Katharina Ilgen, Leiterin der Presseabteilung, ist vor allem über das Engagement in den sozialen Netzwerken begeistert. „Wir nehmen die Blogger sehr ernst, da sie eine weitere Zielgruppe ansprechen.“
Von Zielgruppen möchte Sebastian Fitzek, dessen Thriller etwa bei Knaur verlegt werden, nicht sprechen. Dieser Begriff gehöre ins Marketing. „Das Denken in Zielgruppen führt zum Weg des geringsten Widerstands, da entsteht zu viel Einheitsbrei. Authentische Blogs finden ihre Zielgruppe von ganz allein.“ Er selbst lese sowohl Zeitungen als auch Blogs. Das eine schließe das andere nicht aus. „Die Blogger bereichern den Journalismus“, findet er.
Eva Siegmund, die Jugendbücher schreibt, sieht das genauso. Blogger seien vor allem im Jugendbuchbereich wichtig, da das Feuilleton dieses Genre nicht ausreichend abdecke. „Natürlich gibt es unter den Bloggern qualitative Unterschiede, aber dafür bekommen bei ihnen Autoren eine Chance, die es vielleicht nicht in eine Zeitung schaffen würden.“