Auf andere und allmählich durchschlagende Weise, erklärte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Donnerstag in Frankfurt, schade der Vielfalt auch das Urheberrechts-Wissensgesellschafts-Gesetz. Es soll wissenschaftliche Inhalte in höherem Maße kostenfrei zugänglich machen. Gut gemeint, aber, so der Börsenverein, eine glücklose Rechnung für Verlage, die kaum noch die Motivation hätten, Titel zu abgelegeneren, aber deswegen nicht unwichtigeren Fachthemen zu veröffentlichen. Der Sachbuch-Bereich insgesamt ist im vergangenen Jahr gewachsen (um drei Prozent), der Bedarf an fundierten Inhalten sei nicht nur vorhanden, sondern vergrößere sich auch stets zusammen mit der Komplexität der Lage.
Eine gebeutelte Branche mit guten Nerven zeigte sich bei der Vorstellung der Wirtschaftszahlen für das vergangene Jahr. Der Buchhandel sei bisher ganz gut durch die schwierige Pandemie-Zeit gekommen, betonte Börsenvereinsvorsteherin Karin Schmidt-Friderichs, die Branche habe ihre Resilienz unter Beweis gestellt, ihre Begeisterungs- und vielleicht auch ihre Leidensfähigkeit. Gleichwohl zeichne sich nach einem soliden Plus von 3,5 Prozent für 2021 ein – gemessen an den ersten Monaten – schlechtes Jahr 2022 ab. Bis Ende Juni sank der Umsatz im Buchhandel vor Ort gegenüber dem ersten Halbjahr im Vor-Coronajahr 2019 um gut elf Prozent. Einschließlich des Online-Handels belief sich das Minus auf drei Prozent. Schmidt-Friderichs und Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, nannten die Verbraucherunlust als Hauptgrund, aktuell befeuert von einer allgemeinen Verunsicherung durch den Ukraine-Krieg.
Dass wieder mehr Jugendliche lesen und ihr Geld auch selbst in die Buchhandlungen tragen, ist ein Lichtblick. Dass der Sockel der sogenannten Viel-Käuferinnen und Viel-Käufer – das ist man mit der doch noch übersichtlichen Menge von fünf Büchern im Jahr aufwärts, schließen Sie sich am besten hurtig dieser Gruppe an – stabil geblieben ist, ebenso. „Weniger Menschen lesen mehr Bücher und geben auch mehr dafür aus“, darauf, so Schmidt-Friderichs, scheine Verlass zu sein.
Die Papierkosten: Die Rohstoffe aus der Ukraine und aus Russland fehlen, der Rückgang bei den gedruckten Zeitungen (inklusive Werbebeilagen etc.) führt zu einem Rückgang beim Altpapier, die sinkende Nachfrage und zugleich die Zunahme des Onlinehandels hatte zur Folge, das Firmen von Papier auf Kartonagen (für Packkartons) umgestellt haben. Um 52 Prozent sind die für die Verlage aufgerufenen Preise im vergangenen Jahr gestiegen. Kraus vom Cleff rief nach struktureller Hilfe, namentlich durch eine Mehrwertsteuer von 0 Prozent bei vollem Vorsteuerabzug für Bücher (und Zeitungen). Dies mache die EU-Gesetzgebung jetzt möglich, dies sei konkret hilfreich.