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Monster Chetwynd in der Schirn Rotunde: Die wollen nur spielen!

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Von: Lisa Berins

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Installation „A Cat Is Not A Dog“ und Monster Chetwynd.
Installation „A Cat Is Not A Dog“ und Monster Chetwynd. Foto: Schirn2023/Norbert Miguletz © Schirn2023/Norbert Miguletz

Monster Chetwynds exzentrische Monumentalskulpturen in der Rotunde der Frankfurter Schirn Kunsthalle. Von Lisa Berins

Ausgespuckt vom Höllenschlund, im Angesicht der Monsterfratzen – in der Schirn Rotunde stehen die Besucherinnen und Besucher ab heute in einer Installation der in London geborenen Künstlerin Monster Chetwynd. Drei monumentale Kopf-Skulpturen hat sie dort aufgebaut; ein grünes Monster mit Stoppelzähnen, „Hell Mouth 3“ (2019), ein großnasiges, abstrakteres Gebilde mit dem Titel „Il Tetto“, (2017) und ein etwa fünf Meter großer Katzenkopf „Cat Head and Toxic Garden“ (2022). Fies schauen sie drein, sperren ihre Mäuler auf, als wollten sie einen sofort verschlingen. In Wirklichkeit aber wollen sie nur spielen.

Monster Chetwynd, die zur Eröffnung ihrer Installation gekommen ist, geht es nämlich vor allem um den performativen Ansatz: um die Interaktion mit den Besucherinnen und Besuchern, die auf dem Durchgang zum Römerberg oder in die Schirn Kunsthalle durch die Rotunde in dieses schräge Aussätzigen-Wunderland stolpern und damit Teil ihrer Kunst werden. Es ist für Monster Chetwynd selbst ein Experiment, wie sie sagt: Sie sei gespannt, was mit ihren Figuren passiert.

Böse Macht und Glitzersteine

Chetwynd wurde 1973 mit dem Vornamen Alalia geboren. Zwischenzeitlich nannte sie sich Spartcus und Marvin Gaye, dann hat sie ihren Spitznamen „Monster“ als Namen angenommen, zum einen wegen der Genderfluidität, zum anderen, weil sie dessen Bandbreite gerne ausfülle: Zur Eröffnung erschien Chetwynd exzentrisch in einem halbdurchsichtigen Catsuit mit rosa Glitzersteinen, einer wilden Mähne und verlaufener schwarzer Schminke im Gesicht. Die Künstlerin ist international mit absurd-humorvollen Performances bekannt geworden und war 2012 für den Turner Prize nominiert. Ihre monumentalen, begehbaren Figuren erinnern an Skulpturengärten, etwa den Tarot-Garten von Niki de Saint Phalle (deren Kunst in der Schirn noch bis 21. Mai zu sehen ist), aber auch an Vergnügungsparks oder Gruselbahnen. Menschenverschlingende böse Mächte, Höllenschlunde – das sind Motive, die in einer langen, christlichen Bildtradition stehen, und die man aus der Kunstgeschichte oder Dante Alighieris „Göttlicher Komödie“ kennt.

„A Cat Is Not a Dog“ lautet der Titel der Installation. Die Katze – beziehungsweise „diese irrationale Katzenobsession“, die einziger Grund für das Musical „Cats“ gewesen sei – hat es Monster Chetwynd angetan. Eine faszinierende Absurdität, ein „bizarres Phänomen“. Zum ersten Mal trifft der Katzenkopf, der aus Straßburg hergeholt wurde, auf das grüne Monster und „Il Tetto“. Wie sich dieses monströse Tête-à-Tête-à-Tête für die Erschafferin anfühle? „Leer.“ So richtig habe sie noch gar nicht darüber nachdenken können. Am Morgen als sie aufwachte, habe sie noch an ihren „Gorgon’s Head“ denken müssen; einem ihrer Monster, das sie für einen Istanbuler Spielplatz konstruiert hat, und das auch gut herpassen würde...

Ihre drei sich nun in der Rotunde befindenden Köpfe bestehen nicht aus Bronze oder anderem wertvollem Material, wie Kuratorin Katharina Dohm herausstellt, sondern aus unprätentiösen, recyclebaren Stoffen; Kokosfaser, Jute, Pappe, Küchenpapier. Am Ende sind diese Monster also mehr als zahm: jederzeit ökologisch abbaubar.

Schirn Rotunde, Frankfurt: bis 29. Mai. www.schirn.de

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