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Hunter Biden kann seine Bilder sehr gut verkaufen, allerdings: „Er ist kein Picasso“

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Von: Ingeborg Ruthe

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Hunter Biden, der sein Malen selbst als „Therapie“ bezeichnet hat.
Hunter Biden, der sein Malen selbst als „Therapie“ bezeichnet hat. © afp

Hunter Biden, Sohn des US-Präsidenten, ist als Maler Autodidakt. Sein Galerist kann seine Bilder für hohe Preise verkaufen. Die Republikaner wittern einen Skandal.

Der Kunstmarkt liebt Sensationen. Die Macht-Politik offensichtlich den Skandal. Selbiger besteht in einem heftigen Interessens-Konflikt. Handelt es sich doch um den Sohn Joe Bidens, des derzeit mächtigsten Mannes der Welt. Der New Yorker Galerist Georges Bèrges wird gerade von den Republikanern knallhart aufgefordert, die Namen der Sammler der Gemälde des Präsidentensohnes Hunter Biden preiszugeben. Die „exorbitanten“ Summen (30 000 bis 225 000 Dollar) der Motive lassen bei den politischen Gegnern Joe Bidens den Verdacht aufkommen, das sei Einfluss-Erschleichung. Im Schreiben an den Galeristen heißt es: „Warum sollte irgendjemand Hunter Biden so viele Dollar für ein Kunstwerk zahlen, das vermutlich wertlos ist? Er ist kein Picasso.“

Schon in der Wahlschlacht 2020 hatte Trump den Autodidakten wegen seiner Ämter unter Obama und seines Drogenkonsums verbal angegriffen, Joe Biden in Erklärungsnot gebracht und dann 2021 bei der ersten Ausstellung bei Bergès Hunter Biden als miesen „Amateur“ diffamiert. Der Galerist, der internationale Künstler und Künstlerinnen vertritt, ist nach eigener Auskunft an „unterbewerteten“, „verkannten“ Talenten und solchen, die sich aus schweren privaten Krisen durch Kunst wieder hochgerappelt haben, interessiert.

Hunter Biden, vormals Jurist, der seit seiner Kindheit malt, gibt freimütig zu, dass die Malerei in den letzten Jahren seine Therapie war, von Alkohol und Drogen loszukommen. Er hat die Business-Jobs niedergelegt, malt freischaffend in seinem Atelier in Malibu auf Holz, Metall oder japanisches Yupo-Papier. Man könnte die Gebilde in den Farbtupfen als Chimären oder Gewächse deuten. Oft verbläst der Maler mit einem Strohhalm mehrere Schichten verdünnter Tinte, so dass die Wirkung wie bei pointillistischen Bildern der Spätimpressionisten ist.

Authentisch? Zombiekunst?

So entstehen stark farbige,surreale, oft psychedelische Abstraktionen. „Authentizität“ eines Lebens aus der Tiefe wieder nach oben, so Hunters Galerist und Förderer. Für den US-Kritikerpapst Jerry Saltz hingegen ist es „Zombiekunst“. Hunter solle seine Kunst doch an gemeinnützige Organisationen geben.

Das ist Öl ins Feuer der Republikaner. Sie streben ein Gesetz an, das aktuelle und zukünftige Regierungschefs dazu verpflichten würde, auch die Finanzen ihrer erwachsenen Kinder offenzulegen. Im Herbst plant Bèrges weitere Ausstellungen mit Hunter Bidens Bildern, auch in Berlin, wo er eine Dependance betreibt. Ob das zur nächsten politischen Skandalisierung der erfolgreichen Kunst des Biden-Sorgenkindes taugt, bleibt die Frage. Vorerst ist es die alte Geschichte vom als ungehörig erklärten Erfolg eines Prominentensprösslings. Aber auch eine uramerikanische Geschichte. Die einer Wiederauferstehung.

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