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Hohenzollern: Das große Gezerre

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Von: Michael Hesse

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Burg Hohenzollern in Hechingen.
Burg Hohenzollern in Hechingen. © IMAGO/Eibner

Ein Gericht in Potsdam stellt das Hohenzollern-Verfahren ein.

Der Vollzug wird gemeldet, letzte Zweifel bleiben: Nach der Rücknahme von zwei Klagen der Hohenzollern auf Entschädigung für enteignete Schlösser und Inventar in Millionenhöhe hat das Verwaltungsgericht Potsdam die Verfahren eingestellt. Das teilte das Gericht am Donnerstag mit. Bereits vor einigen Wochen hatte der Hohenzollern-Chef Georg Friedrich Prinz von Preußen in einem Zeitungsinterview erklärt, dass man die Klagen zurückziehen wolle.

In dem Verfahren ging es um die Rückgabe von zahlreichen Kunstobjekten und um Entschädigungen. Nach dem Gesetz bekommt keinen Ausgleich, wer dem NS-System „erheblichen Vorschub geleistet hat“. Letztlich ging es daher um die Frage: „Hat der letzte deutsche Kronprinz, Wilhelm von Preußen (1882 bis 1951), dem Nationalsozialismus erheblichen Vorschub geleistet, wie es die Juristen ausdrücken, oder nicht?“, wie es etwa der deutsche Historiker Stephan Malinowski formuliert hatte.

Der Autor des mit dem Leipziger Sachbuchpreis ausgezeichneten Buches „Die Hohenzollern und die Nazis“ sagte der FR bereits vor einigen Wochen: „Den nun erklärten Rückzug nach über zehn Jahren sehr intensiver Bemühungen als ,Verzicht‘ zu deklarieren und dazu eine angeblich neue Quellenbasis für die Forschung zu präsentieren, ist, was man hier in Großbritannien einen ,nice try‘ nennen würde.“

Zur Frage, ob der Kronprinz dem Nationalsozialismus Vorschub geleistet hatte oder nicht, waren vier Gutachten in Auftrag gegeben worden. Die beiden Historiker Christopher Clark und Wolfram Pyta hatten zwei davon für die Familie der Hohenzollern verfasst. Peter Brand und Stephan Malinowski waren vom zuständigen Ministerium beauftragt worden. Clark revidierte seine zunächst hohenzollernfreundliche Aussage, nachdem er Malinowskis Buch gelesen hatte.

Sich der Geschichte stellen

Im Zuge der historischen Aufklärung über die Rolle des Kronprinzen hatten die Hohenzollern unter anderem Malinowski verklagt. Zuletzt hatte der „Spiegel“ eine große Geschichte über die Hohenzollern mit dem Titel „Prassen und Prozessieren“ gebracht. Nach Rücknahme der Klagen wurde die Forderung laut, dass die Familie sich nun selbst der Aufarbeitung der eigenen Geschichte stellen müsse.

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