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Haus der Demokratie soll nah an die Paulskirche

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Von: Florian Leclerc

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Am 18. Mai 2023 jährt sich der Einzug der Nationalversammlung in die Paulskirche vor 175 Jahren. P. Jülich
Am 18. Mai 2023 jährt sich der Einzug der Nationalversammlung in die Paulskirche vor 175 Jahren. P. Jülich © Peter Jülich

Die Expertenkommission überreicht ihre Vorschläge zur Zukunft der Paulskirche und zum Haus der Demokratie an Bundespräsident Steinmeier.

Auf dem Paulsplatz soll ein Zentrum der Demokratie entstehen, mit einem gemeinsamen Eingang zur Paulskirche. Das empfiehlt die Expertenkommission aus Vertretern und Vertreterinnen von Bund, Land Hessen und Stadt Frankfurt.

Die Kommission übergab eine 15-seitige Empfehlung an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Kulturstaatsministerin Claudia Roth, den hessischen Staatsminister Axel Wintermeyer und die kommissarische Frankfurter Oberbürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg. Seit Sommer 2021 hatte sie den Auftrag, Empfehlungen zur Zukunft der Paulskirche zu erarbeiten.

Keine Rekonstruktion

Für das Haus der Demokratie schlägt die Kommission unter Vorsitz von Volker Kauder (CDU) einen internationalen Architekturwettbewerb vor. Gestalterisch strebt sie eine „Signature Architecture“ mit offener Ausstrahlung an.

Es soll eine Fläche von 4000 Quadratmetern bekommen und Raum bieten für eine historische Präsentation, ein Labor für demokratische Praxis, Flächen für Workshops und Veranstaltungen und eine Bibliothek. Eine Ausstellung im Haus der Demokratie soll die Wirkungsgeschichte der Nationalversammlung sowie europäische, globale und aktuelle Aspekte von Demokratie behandeln. Die Ausstellung in der Paulskirche soll sich auf die Architekturgeschichte des Gebäudes und die Nationalversammlung beziehen.

Die Paulskirche in ihrer architektonischen Form von 1948 will die Expertenkommission nicht wesentlich verändern. Eine Rekonstruktion zu früheren Bauformen etwa aus der Zeit von 1848 lehnt die Kommission ab. Die vormalige Empore im Großen Saal, auf der bis zu 1200 Menschen an den Sitzungen der Nationalversammlung teilnehmen konnten, soll nicht rekonstruiert werden.

Offene Formate

Allerdings könnten Audiodateien daran erinnern, wie lebhaft es damals zuging. Weil die Idee der Planungsgemeinschaft Paulskirche um den Kölner Kirchen- und Städtebauer Rudolf Schwarz, in der Paulskirche einen Aufstieg aus der dunklen Wandelhalle in den hellen Großen Saal als Analogie zu Deutschland nach der NS-Zeit zu gestalten heute nicht mehr unmittelbar verständlich sei, soll künftig darüber informiert werden.

Erklärt werden soll auch das Wandbild „Zug der Abgeordneten“ von Johannes Grützke, das zwischen 1987 und 1991 für die Wandelhalle im Sockelgeschoss entstand.

„FR GESCHICHTE“

Zum Paulskirchen-Jubiläum ist auch ein „FR Geschichte“-Magazin erschienen. Es heißt „Demokratie – made in Frankfurt“, ist der 11. Band der Reihe und in gut sortierten Buchhandlungen sowie in unserem Onlineshop erhältlich. Das Heft hat 96 Seiten und kostet 8,90 Euro.

Ältere Magazine der Reihe können Sie ebenfalls noch bestellen: „Frankfurt 1969 bis 1990“, „Die 80er Jahre in Frankfurt“, „Unser Main“, „Die neue Altstadt“ und zuletzt „Jüdisches Leben in Frankfurt“ sowie „Frankfurter Tatorte“. Vier weitere Ausgaben sind vergriffen. Die Magazine kosten zwischen 4,95 und 8,90 Euro. Sie finden sie unter magazine.fr.de

Für den Großen Saal der Paulskirche schlägt die Kommission offenere Formate vor. Bislang dominierten repräsentative Veranstaltungen wie etwa die Verleihungen des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, des Theodor-W.-Adorno-Preises oder des Ludwig-Börne-Preises.

Künftig sollen auch diskursive Formate mit Publikum möglich sein. Als essenziell sieht die Kommission die Beleuchtung und die Sprechstelle an; sie sollen nicht verändert werden.

Andere Bestuhlung

Die in den 1980er Jahren eingebaute Orgel könne hingegen durch eine kleinere Orgel ersetzt werden. Entfernt werden sollen die gravitätischen Länderfahnen, die vor allem aus akustischen Gründen angebracht worden seien. Die Bestuhlung, die bislang auf die Sprechstelle ausgerichtet ist, soll flexibler werden.

Für die Umsetzung der Didaktik in Paulskirche und Haus der Demokratie empfiehlt die Kauder-Kommission, 30 Stellen zu schaffen, etwa für Leitung, Verwaltung, Technik, Ausstellung, Forschung, Programme, Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit. Eine Stiftung von Bund, Land und Stadt mit Sitz in Frankfurt soll die Geschäfte führen. Der Bund stellt 19,5 Millionen Euro bereit, unter anderem auch für die anstehende Sanierung der Außenfassade und des Daches.

Empfehlung unter: frankfurt.de/paulskirche

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