Fernseher und Handys: Alles wird immer größer und größer

Fernseher sind längst riesig, und auch Handys werden wieder größer. Wo wächst das alles hin?
Manche Geräte werden immer größer, Fernseher zum Beispiel. Andere schrumpfen kontinuierlich seit Jahrzehnten, am auffälligsten ist das bei Computern und ihren Speichermedien. Wieder andere können sich nicht so richtig entscheiden: Mobiltelefone sind von den 1980er Jahren bis 2006 kleiner geworden und dann wieder gewachsen, bis sie nicht mehr in Hosen- oder Jackentaschen passen. Jedenfalls nicht bei Frauenkleidung, und schon gar nicht in die Taschen, die an noch gar nicht so alten Jacken fürs Handy vorgesehen waren. Selten hat Technik so wie das Fahrrad den Anstand, ein Format langfristig beizubehalten und nicht immer wieder aus dem Zubehör herauszuwachsen.
In manchen Situationen spricht alles für Verkleinerung. Niemand sehnt sich danach, einen Computer zu haben, der einen ganzen Raum füllt wie in den 1960er Jahren. Aber meistens liegt die Sache komplizierter, und Verkleinerung bringt nicht ausschließlich Vorteile mit sich. Auf meinen zuletzt gekauften USB-Stick passen so viele Daten wie zusammengenommen auf alle Speichermedien aller Geräte, die ich je besessen habe. Er ist winzig und wäre noch winziger, wenn nicht die Größe des USB-Anschlusses weiteres Schrumpfen verhinderte. Wenn ich eine Chance haben will, ihn wiederzufinden, muss ich ihn am Computer festkleben.
Hörgeräte vs. Handys: nicht alles wird immer nur größer
Ein Hörgerät war bis etwa zur Jahrtausendwende ein ziemlich großes, hinter dem Ohr zu tragendes Ding. Bequem war das nicht, aber zumindest wusste man immer genau, ob das Hörgerät noch da ist, und wenn es mal runterfiel, war es leicht wiederzufinden. Aktuelle Hörgeräte sind so leicht und winzig, dass die Hörgerätunternehmen sie als „unsichtbar“ bewerben. Unsichtbar sind sie nicht nur beim Tragen, sondern vor allem dann, wenn man sie verloren hat. Für meine eigene Zukunft hoffe ich, dass sich der Miniaturisierungstrend bis dahin umkehrt und meine Generation Hörgeräte in Form großer Kopfhörer tragen kann. Oder wenigstens welche mit Kabeln dran. Wahrscheinlicher ist es, dass Hörgeräte den Weg anderer bis zur Unauffindbarkeit verkleinerter Technik gehen und in irgendwas anderes eingebaut werden.
An jedem Gerät zerren mehrere Einflüsse in verschiedene Richtungen: Es ist schön, im Inneren des Autos viel Platz für den Transport von Kindern und Schrankwänden zu haben, aber damit wachsen auch die Außendimensionen, das Parken wird schwierig, der Energieverbrauch steigt. Die Bauteile von Stereoanlagen haben ihre Größe jahrzehntelang unverändert beibehalten, weil sie in einem dafür ausgelegten Möbelstück zusammen mit anderen Stereoanlagen-Bauteilen im selben Format wohnten und außerdem ein Statussymbol darstellten.
Technik, Wachstum: Aber wohin?
Wenn man Geräte einfach nur besitzen beziehungsweise ihren Besitz mit der Begründung „viel zu groß“ oder „viel zu klein“ ablehnen möchte, ist das alles nicht so wichtig. Aber wenn man an der Planung eines neuen Produkts beteiligt ist, wäre es gut, mehr über die Ausmaße der in Zukunft benötigten Jackentaschen, Garagen oder Flughäfen zu wissen. Rückblickend betrachtet sieht die Größe von Geräten selbstverständlich aus. Aber wenn man in die Zukunft schaut, ist es nicht so einfach, vorherzusagen, was welche Größe annehmen wird. VR-Brillen werden mittelfristig wahrscheinlich kleiner, schon weil das jetzige Format einfach zu unbequem ist. Ich binde an meine VR-Brille hinten einen Beutel, in dem ein Buch als Gegengewicht steckt. Das sieht noch blöder aus als sowieso schon und ist ganz sicher nicht die Zukunft. Elektrische Fluggeräte sind in den vergangenen Jahren vom Spielzeug zu Prototypen herangewachsen, in die zwei bis fünf Personen passen. Vielleicht ist das ihre endgültige Größe, und die Diskussion wird sich für immer um die Frage drehen, ob reiche Menschen unbedingt einen noch bequemeren Weg aus der Innenstadt zum Flughafen brauchen. Vielleicht wachsen die Fluggeräte weiter und werden so groß wie Busse. Oder die Entwicklung spaltet sich auf und an ihrem Ende stehen mehrere ganz unterschiedlich große Produkte mit eigenen Zielgruppen: Zwischen haustiergroßem Mähroboter und landwirtschaftlichem Großmäher existieren noch etwa fünf weitere Gerätekategorien.

Für das Nachdenken über Technikgrößen ist es praktisch, dass sich diese Wachstums- und Schrumpfungsvorgänge beschleunigt haben und wir sie leicht wahrnehmen können. Das war nicht immer so. Faustkeile sind zwar im Laufe der Zeit kleiner geworden, aber nicht innerhalb eines Menschenlebens. Der Nachteil der Gegenwart ist, dass bei jedem neuen Gerät und jeder neuen Gerätekategorie viele, viele Texte darüber geschrieben werden müssen, ob das Format so jetzt genau richtig, vollkommen übertrieben, unbedienbar klein oder jedenfalls eine unnötige Abweichung vom Bewährten ist.