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KI-Entwicklung pausieren: Harari, Musk und Wozniak wollen den Chatbot-Geist in der Flasche lassen

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Von: Michael Hesse

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Yuval Noah Harari.
Yuval Noah Harari. © Imago

Eine Gruppe um den Historiker Yuval Noah Harari, Tesla-Chef Elon Musk und Apple-Mitgründer Steve Wozniak fordert Entwicklungspause für KI.

Frankfurt - Mit seinem Buch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ wurde Yuval Noah Harari weltberühmt. Darin erklärte er, wie die Menschen die Erde erobern konnten. Der Glaube an kollektive Mythen wie Götter, Geld, Gleichheit oder Freiheit sei eben einzigartig, befand der israelische Historiker. Als er bereits zum vielleicht einflussreichsten Intellektuellen der Gegenwart aufgestiegen war, warf er in seinem Buch „Homo Deus: Eine Geschichte von Morgen“ die Frage auf, was das Aufkommen neuer gottähnlicher Technologien wie der künstlichen Intelligenz (KI) für Folgen haben könnte. Mittlerweile kann man in Echtzeit beobachten, wie es darum steht. Denn es häufen sich Berichte über Programme, die mithilfe von KI immer leistungsfähiger werden.

Offener Brief von Musk, Harari, Wozniak und anderen zum Stopp der Künstlichen Intelligenz

Nun hat Harari gemeinsam mit anderen Intellektuellen, Fachexpert:innen und Unternehmer:innen, darunter Apple-Mitgründer Steve Wozniak, Skype-Mitgründer Jaan Tallinn und Tesla-Chef Elon Musk, einen offenen Brief verfasst, in dem sie eine Pause im Wettlauf um immer bessere Programme fordern. Der Grund: Die Risiken seien unkalkulierbar.

Zuletzt hatte der Chatbot ChatGPT international für Aufmerksamkeit gesorgt. Dieses Programm könne in verschiedenen Bereichen wie Medizin, Medien oder Bildung solche Auswirkungen haben, dass es zu einem massiven Arbeitsplatzabbau kommen könne, so die Sorge. Der Hersteller Open AI hat bereits das Nachfolgemodell GPT-4 auf den Markt gebracht. Dieses ist brillant in der Bilder-Erkennung und beantwortet Testfragen genauso gut wie Menschen. Google und Baidu entwickeln eigene Programme, die mit den Open-AI-Entwicklungen Schritt halten sollen.

In dem Brief heißt es weiter: „Wir rufen alle KI-Labore auf, sofort und für mindestens sechs Monate das Training von KI-Systemen zu stoppen, die mächtiger sind als GPT-4“. Sollten die Labore darauf nicht reagieren, müssten eben Regierungen für ein Moratorium sorgen.

Die Risiken erforderten Planung und Management, so die Gruppe um Harari. In den Laboren könnten die Fachleute ihre Systeme selbst nicht mehr „verstehen, vorausberechnen und verlässlich kontrollieren“.

Künstliche Intelligenz: Harari, Musk und Wozniak warnen vor den Folgen

In dem Brief werden eine Reihe von Fragen aufgeworfen, die zeigen, wie ernst die Situation für die Menschheit aus Sicht der Verfasser ist: „Wir sollten uns fragen: Sollten wir Maschinen unsere Informationskanäle mit Propaganda und Nicht-Wahrheiten überfluten lassen? Sollten wir alle Jobs wegautomatisieren, inklusive der erfüllenden? Sollten wir nichtmenschliche Geister entwickeln, die am Ende uns zahlenmäßig überleben und schlauer als wir sind, uns überflüssig machen und uns ersetzen? Sollten wir riskieren, die Kontrolle über unsere Zivilisation zu verlieren? Diese Entscheidungen sollten nicht ungewählten Tech-Führungskräften überlassen werden..

Es sei an der Zeit, dass Entwicklungsfirmen und Behörden gemeinsam Regulierungssysteme für die KI entwickeln. So wird empfohlen, eigene KI-Behörden einzurichten. Diese sollten Geld einsetzen für eine KI-Sicherheitsforschung. Über die richtige Art einer Regulierung müsse dringend diskutiert werden.

Zu erwarten seien dramatische wirtschaftliche und in der Folge politische Disruptionen angesichts eines Entwicklungstempos der KI, das schlichtweg unheimlich sei. Sollte die Gesellschaft richtig auf die Herausforderungen reagieren, könnte sie sich auf eine blühende Zukunft mit der KI freuen.

Auch der Deutsche Ethikrat hatte vor wenigen Wochen gefordert, dass die Entwicklung von einer KI immer nur dem Menschen dienen müsse und niemals zum Selbstzweck werden dürfe. (Michael Hesse)

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