Gerhard-Richter-Werke für die Nationalgalerie Berlin: Das eingelöste Versprechen

100 Werke von Gerhard Richter gehen an die Berliner Nationalgalerie.
Versprochen ist versprochen. Der vom „Kunstkompass“ soeben wieder zum wichtigsten lebenden Künstler der Welt gekürte Maler Gerhard Richter gehört diese Haltung unabdingbar zum Wertesystem. Seit seiner Retrospektive in der Neuen Nationalgalerie 2012 erwog der am 9. Februar 1932 in Dresden Geborene, das Zentralgestirn der Moderne in Deutschland mit Dauerleihgaben zu bedenken. Den Anfang machte er im März mit dem vierteiligen Birkenau-Zyklus von 2014.
Nun kommt der große Nachschlag. Richter überlässt der Nationalgalerie fürs künftige Museum des 21. Jahrhunderts – die Baugrube am Kulturforum ist hinter soliden Bretterverschlägen ausgehoben - insgesamt 100 Werke. Ab 2023 sollen sie zunächst im Grafischen Kabinett des edel restaurierten, im Spätsommer wiedereröffneten Mies-van-der-Rohe-Bau an der Potsdamer Straße zu sehen sein. Insbesondere der wegen seiner Tragweite für die Geschichte Deutschlands und das Holocaust-Gedenken so eminente Birkenau-Zyklus. Nach Fertigstellung des Neubaus von Herzog & de Meuron, im Volksmund wegen seiner profanen Architektur auch „Scheune“ genannt, soll es dann einen ganzen Richter-Bereich geben. Dafür ist auch eine Kooperation für den Austausch mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden beschlossen. Im dortigen Albertinum befindet sich das Richter-Archiv samt vieler Hauptwerke.
Der Leihvertrag für 40 Gemälde und 60 übermalte Fotos wurde am Montag in Köln, Richters Arbeits- und Wohnort, unterzeichnet. Der bekanntlich eher wortkarge und gern lakonische Gerhard Richter wurde bei dem gestrigen Akt ungewohnt pathetisch und meinte: „Nachdem ich mit der Stiftung einen Lebenstraum realisieren konnte, ist es eine beglückende Auszeichnung, dass diese Werke in Berlin ihre Heimat finden.“