Frankfurt, Food, Fashion

Instagramer verändern die Medienlandschaft. Ein Blick auf die hiesige Szene.
Sebastian Argast hat das Lucille, ein kleines Café im Nordend, als Treffpunkt ausgewählt. Er kennt sich bestens aus in der Frankfurter Szene. Sebastian ist Autor von „aboutfrankfurt“, einem Food- und Lifestyle-Blog und führenden Instagram-Profil der Stadt. Das Café hat nur wenige Tische, die Inneneinrichtung kombiniert moderne und antike Möbelstücke. Obwohl fast alle Tische am frühen Vormittag besetzt sind, ist es angenehm ruhig. Auf der Karte stehen Frühstücksvariationen, selbst gebackenes Brot und eine kleine Auswahl an aktuellen Tagesgerichten.
Sebastian kommt gehetzt zur Tür herein. Er hat sich offenbar beeilt; sicher hat er viel Termine. Er ist groß, trägt ein lockeres Outfit und begrüßt mich mit einem breiten Lächeln. Auf die Frage, wie denn das Leben eines erfolgreichen Bloggers aussehe, antwortet er lachend, „ganz so ist es nicht, den Blog betreibe ich nur nebenher, das ist sozusagen mein Hobby“.
Liebe zur Stadt und zum Essen verbunden
Sebastian ist hauptberuflich Kommunikationsberater und entschloss sich vor knapp zwei Jahren, seine Liebe zum Essen und zu seiner Wahlheimat Frankfurt zu verbinden. „Es hat eigentlich alles ganz simpel angefangen, bei einem Cafébesuch mit Freunden.“ Inspiriert hat ihn damals vor allem das Team von „Mit Vergnügen“ – einem der bekanntesten Lifestyle- und Foodblogs aus Berlin. Mittlerweile ist der Blog nach Hamburg expandiert und wird bald auch eine Kölner Seite haben. Nach Frankfurt haben sie es bisher nicht geschafft, daher entwarf Sebastian ein Konzept für die Mainmetropole, „das hat hier einfach gefehlt“.
Amira Haruna sieht das ähnlich. Als die Frankfurter Studentin ihren Mode- und Lifestyle-Blog im Januar 2015 begann, gab es noch deutlich weniger aktive Blogger. Heute beschreibt sie die Bloggerszene Frankfurts als „deutlich lebendiger“. Unter ihren Followern ist sie eher bekannt als Ami Coco, ihr persönlicher Spitzname sowie der Name ihres Onlineblogs und ihres vielseitigen Instagram-Profils.
Sie ist super geschminkt, trägt ein modisches Kopftuch und ein stilsicheres Outfit. Amira, Anfang 20, schreibt nicht nur über Mode, sondern teilt mit ihren Fans Dinge, die sie begeistern. „Ich versuche möglichst nahbar und authentisch zu wirken.
Es gibt viele Mädchen, die einen tollen Stil und ein gutes Gespür für Trends haben, ich sehe mich dabei nicht als etwas Besonderes.“ In ihren Videogeschichten auf Instagram dokumentiert sie etwa ihr Studentenleben oder Essen-Tipps für Frankfurt. „Meistens fotografiert mich ein Familienmitglied oder ich verbinde die Fotoshootings mit einem Treffen unter Freunden.“
Bloggen bedeutet für Ami Coco mehr, als ihre Outfits zu präsentieren. „Ich möchte ungern ein Vorbild darstellen. Ich möchte meine Follower eher inspirieren und mit ihnen einfach meine Freude an Mode und Fashion teilen.“ Teil des Bloggens ist für sie auch das Netzwerken: „Ich finde es toll, immer wieder neue Menschen kennenzulernen, mich inspirieren zu lassen. Daraus ziehe ich meine positive Energie, das macht mir einfach Spaß.“ Amira postet auf Englisch, denn ihrem Blog folgen Menschen aus der ganzen Welt. „Frankfurt steht für mich dennoch im Fokus. Ich bin hier aufgewachsen, die meisten Fotos entstehen hier, mein Alltag dreht sich um die Stadt, es ist einfach meine Heimat.“
Trotz Kooperationen, Einladungen oder Essensgutscheinen – Millionen verdienen Frankfurter Blogger bisher nicht. Ihre Social-Media-Auftritte sind mehr Hobby als Beruf. „Ich gehe das ganz entspannt an“, sagt Sebastian „bin ich mal im Urlaub oder finde keine Zeit im Alltag für einen neuen Post, bringt mich das in keine existenziellen Schwierigkeiten.“ Amira kann sich ein Leben als Social Influencer gut vorstellen: „Meinen Lebensunterhalt mit meinem Blog zu finanzieren, wäre natürlich ein Traum, aber dafür fehlen mir noch ein paar Follower.“