Einer wie Donald Trump

Netflix zeigt eine umfassende Dokumentation über Italiens ehemaligen Premier Silvio Berlusconi.
Von Philipp Fritz
Stellen Sie sich vor, ein Milliardär, ein Immobilien-Tycoon steigt in die Politik ein, kommt in höchste Ämter und drückt einem Land seinen Stempel auf. Sie denken an den gewählten Präsidenten der USA, Donald Trump? Wer täte das dieser Tage nicht. Nur gibt es ein Vorbild für jene Machtübernahme: Es ist der Unternehmer und viermalige Ministerpräsident Italiens, Silvio Berlusconi. Ein Aufstieg kann spektakulärer kaum sein, hin zu einem der reichsten, mächtigsten und umstrittensten Männer Italiens.
Seit einer Woche zeigt der US-amerikanische Online-Streaming-Dienst Netflix nun Berlusconis Geschichte. Die Dokumentation „My Way – The Rise and Fall of Silvio Berlusconi“ („Mein Weg – Aufstieg und Fall des Silvio Berlusconi“) basiert auf der ersten autorisierten Biografie Berlusconis des US-amerikanischen Journalisten Alan Friedman. Dieser führt den Zuschauer auch durch den Film, taucht auf als Hauptrechercheur und Erzählstimme. Das Besondere: Friedman bekam exklusiven Zugang zu Berlusconi und dessen Anwesen in Arcore bei Mailand.
Skandale lächelt er weg
Lange haben Journalisten und Autoren das Gespräch mit Berlusconi gesucht, doch dieser vertröstete stets. Dem ehemaligen Italienkorrespondenten und Autor der „Financial Times“ und „International Herald Tribune“ (heute „International New York Times“) Friedman vertraute Berlusconi jedoch, wie er sagte. Seine Entscheidung und das Vorgehen Friedmans erklärte Berlusconi mit einem Zitat von Steve Jobs: „Ich werde dir meine Geschichte erzählen. Du wirst schreiben, was du möchtest.“
Damit ist die Machart des Films umschrieben. In einem großen Teil der Dokumentation kommt der Milliardär selbst zu Wort, erzählt seine Lebensgeschichte und setzt diese in ein weitgehend helles Licht. Mit Blick auf verschiedene Anklagen vor italienischen Gerichten zum Beispiel wegen Steuerbetrugs, weist Berlusconi alle Schuld von sich, Skandälchen und Skandale, etwa Verbindungen zur Mafia oder den Fall „Ruby Rubacuori“ lächelt er weg. Das Escort-Mädchen Karima el-Mahroug soll 2010 17-jährig an einer Dinner-Party in Arcore teilgenommen haben. Das Ganze wurde öffentlich, Berlusconi, damals Ministerpräsident, wurde die Förderung von Prostitution mit Minderjährigen vorgeworfen.
In „My Way“ tritt der Milliardär charmant auf. Der Zuschauer nähme ihm nichts übel, würde Friedman nicht hin und wieder kritisch nachhaken und auch mit Weggefährten und Gegnern Berlusconis sprechen und deren Einschätzungen geschickt an den richtigen Stellen einfügen. Da ist Fedele Confalonieri, Chef von Mediaset, der Berlusconis Geschick lobt, aber auch Antonio Ingroia, Staatsanwalt von Palermo, der Berlusconis Verbindungen zur Mafia und zu Banken aufzeigt. Stefano Folli von der Zeitung „La Repubblica“ erklärt, wie Berlusconi einer der reichsten Italiener wurde, angefangen mit dem Immobilienprojekt „Milano Due“.
„My Way“ zeigt ein umfassendes Bild Berlusconis, der Film erzählt chronologisch dessen Geschichte von den Jugendjahren bis hin zu Berlusconis Rolle in der Euro-Krise und seinem Ausscheiden aus der Politik 2013. Nur eines lässt Friedman aus: Wie kommt es, dass bis heute viele Italiener zu Berlusconi aufschauen?