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Chefredakteurin Tanit Koch verlässt "Bild"-Zeitung

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Vom Volontariat in die Chefredaktion: Koch hatte bei dem Blatt eine beispiellose Karriere - bis jetzt.
Vom Volontariat in die Chefredaktion: Koch hatte bei dem Blatt eine beispiellose Karriere - bis jetzt. © Michael Kappeler (dpa)

Die "Bild"- Chefredakteurin Tanit Koch verlässt das Blatt auf eigenen Wunsch. Mit Julian Reichelt hat es offenbar professionell nicht harmoniert. Reichelt ist nun alleiniger Chef der Printausgabe.

Die erst seit zwei Jahren amtierende Chefredakteurin der „Bild“-Zeitung, Tanit Koch, verlässt das Blatt auf eigenen Wunsch Ende Februar. Das gab der Axel Springer Verlag, in dem die Zeitung erscheint, am Freitag in Berlin bekannt. Koch war eine enge Vertraute des langjährigen „Bild“-Chefredakteurs und -Herausgebers Kai Diekmann, dessen Nachfolge sie 2016 antrat.

Die 40 Jahre alte Journalistin war die erste Frau an der Spitze des Boulevardblatts. Allerdings war bereits im Februar 2017 Julian Reichelt (37), Chef der „Bild“-Onlineausgabe, zum Vorsitzenden der Chefredaktionen aller unter der Marke „Bild“ erscheinenden Titel ernannt worden. Reichelt übernimmt nun zusätzlich die Position des Chefredakteurs „Bild“ Print.

Keine Harmonie

Im vierten Quartal 2017 hatte die „Bild“-Zeitung täglich 1,46 Millionen Käufer erreicht, zehn Prozent weniger als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. In einer Abschiedsmail an die „Bild“-Redaktion nannte Koch Gründe für ihren Abschied: „Wenn zwei Menschen professionell nicht harmonieren, lässt sich das eine Zeitlang durch Kompromisse ausgleichen. 2017 war davon geprägt, bis meine Kompromissbereitschaft an ihre Grenzen gelangte.“ Ihr sei in diesem Zeitraum auch klar geworden, dass sich „Bild“ nicht durch Kompromisse auszeichne, sondern durch Klarheit, betonte Koch.

Der Deutschen Presse-Agentur sagte Koch auf die Frage, ob sie in einem Machtkampf mit Julian Reichelt unterlegen sei: „Es hat in der Konstellation schlicht nicht funktioniert.“ Ausdrücklich bedankte sich Koch in der Abschiedserklärung bei ihrer Redaktion. Sie verlasse die „Bild“-Zeitung „mit einem Lächeln“. Zu möglichen Zukunftsaufgaben äußerte sich Koch vage: „Ich freue mich jetzt auf das nächste Abenteuer.“

Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner bedauerte das Ausscheiden der „Bild“-Chefredakteurin, er sagte laut Mitteilung: „Tanit Koch ist es mit viel Leidenschaft und Kompetenz gelungen, eine beispiellose journalistische Karriere bei Axel Springer zu absolvieren.“ Für „Bild“ habe sie Großartiges geleistet. Die Verantwortungskonstellation in der Chefredaktion sei zwar gut gemeint, habe aber in der Praxis nicht funktioniert, weil diese Aufstellung nicht zu „Bild“ passe. „Bild braucht ganz klare Verhältnisse.“

„Chefredakteurinnen längst Normalität“

Dem Eindruck, mit ihrem Fortgang sei auch die Offensive des Springer-Verlags zur Berufung von mehr Frauen in Führungspersonen gescheitert, trat Koch gegenüber dpa entgegen: Im Springer-Verlag seien „Chefredakteurinnen längst Normalität“. Es gehöre aber auch zu dieser Normalität, dass „Frauen - wie Männer - Führungspositionen wieder verlassen“. Das „Bild“-Schwesterblatt „Bild am Sonntag“ wird von Marion Horn geleitet, die in Berlin erscheinende Boulevard-Zeitung „B.Z.“ von Miram Krekel.

Die in Konstanz geborene Koch war nach einem Politik- und Jurastudium 2005 als Volontärin zur „Bild“-Zeitung gekommen und nach verschiedenen Stationen bei dem Blatt und der ebenfalls im Springer-Verlag erscheinenden „Welt“-Gruppe 2013 stellvertretende Chefredakteurin und drei Jahre später Chefredakteurin der „Bild“ geworden. (dpa)

Die „Bild“-Zeitung will den TV-Markt erobern - etwa mit einer Talk-Sendung. Doch die ist so erschreckend schlicht, dass sich kein Mitbewerber grämen muss. Die Kolumne.

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