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Weniger Fleisch essen

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Von: Johanna Apel

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Frischfleisch aus niedrigen Haltungsformen soll verbannt werden.
Frischfleisch aus niedrigen Haltungsformen soll verbannt werden. © IMAGO/Martin Wagner

Die Discounter Lidl und Aldi reagieren auf das sich wandelnde Konsumverhalten und bieten künftig mehr pflanzliche Produkte an.

Deutschlands Supermärkte stellen sich zunehmend auf den Trend zu weniger Fleisch ein. Ob Frikadellen aus Soja oder Seitan-Schnitzel: Die Auswahl an vegetarischen oder veganen Artikeln wird größer, in den Regalen finden sich immer mehr Alternativen zu Fleisch. Der Discounter Lidl wagt nun den nächsten Schritt und kündigt an, sein Sortiment künftig weiter umzukrempeln. Bis 2025 soll der Anteil an Fleischprodukten sinken, dafür soll es mehr pflanzenbasierte Produkte geben.

„Lidl stellt sich seiner Verantwortung als Handelsunternehmen und seiner wichtigen Vermittlerrolle zwischen Lebensmittelerzeugern und Kunden und möchte aktiv die Transformation zu einer zukunftsfähigen Ernährung vorantreiben“, sagte ein Sprecher auf RND-Anfrage. Man sei sich der Tatsache bewusst, dass Ernährung wesentliche Auswirkungen auf das Klima, die Biodiversität und auf die Gesundheit habe. Zuerst hatte die „Lebensmittel Zeitung“ über den Vorstoß berichtet.

Lidl-Einkaufschef Christoph Graf hatte bereits auf der Grünen Woche davon gesprochen, dass die Landwirtschaft in Zukunft wohl nachhaltiger werde und es ein neues Gleichgewicht zwischen pflanzlicher und tierischer Proteinernährung geben werde. Auf der Verbrauchermesse, die Ende Januar erstmals seit zwei Jahren wieder in Berlin stattfand, sprach Graf zudem von einem Wandel, der „alternativlos“ sei, und verwies auf die Grenzen eines Planeten, der auf eine Bevölkerung von zehn Milliarden Menschen zusteuere. So viele Menschen werden nach den bisherigen Prognosen der Vereinten Nationen bis zur Mitte des Jahrhunderts auf der Erde leben.

Ernährungswende beim Discounter also? Auch Konkurrent Aldi hat die Verbraucherinnen und Verbraucher bereits darauf eingestimmt, dass sich das Angebot ändern wird – hin zu mehr Tierwohl. Bis 2030 will Aldi Frischfleisch aus niedrigen Haltungsformen der Stufen 1 und 2 aus seinen Regalen verbannen. Dann soll es nur noch Frischfleisch von Tieren geben, die beispielsweise einen Auslauf oder mehr Platz im Stall haben als bei den niedrigeren Stufen.

Der Handel reagiert dabei auf das sich wandelnde Konsumverhalten. Der Fleischkonsum ist in Deutschland rückläufig, zuletzt lag der durchschnittliche Pro-Kopf-Konsum bei 55 Kilogramm im Jahr. Anfang der 1990er Jahre waren es noch fast zehn Kilo mehr. Laut einem kürzlich vorgestellten Trendreport für 2023, den das Bundeszentrum für Ernährung gemeinsam mit dem Netzwerk „Nutrition Hub“ erstellt hat, ist der Trend zu klimafreundlicher und nachhaltiger Ernährung die zentrale Entwicklung der kommenden Jahre. „Die Zukunft ist flexitarisch“, heißt es dort. Diese Ernährungsweise, also deutlich weniger Fleisch und Fisch auf den Tellern, aber eben auch kein purer Vegetarismus, sei bereits in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Fleisch ja, dafür aber weniger: Auf diese Entwicklung stellt sich nun auch Lidl ein. Denn Wurst und Fleisch soll es laut dem Unternehmen auch weiterhin geben. Man werde das Angebot an tierischen Erzeugnissen im Sortiment weiterentwickeln und das Tierwohl weiter stärken, so der Lidl-Sprecher. „Das heißt, es wird auch weiterhin ein breites Angebot an Fleischprodukten in unseren Filialen geben, da wir unseren Kunden die Wahl lassen und nicht die persönliche Ernährungsweise vorschreiben wollen.“ Der Discounter setze dabei auf Kennzeichnungen wie den Nutri Score oder das Haltungsform-Label.

Um das Sortiment an pflanzlichen Produkten auszuweiten, soll es künftig nicht nur mehr vegane Alternativen zu Fleisch- und Molkereiprodukten geben, sondern auch mehr Hülsenfrüchte oder Nüsse.

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