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Verstärkung von der Südflanke?

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Von: Gerd Höhler

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Griechenland hortet Hunderte „Leopard“, will aber aus Angst vor der säbelrasselnden Türkei keine abgeben an die Ukraine. Die Türkei hat auch massig Panzer – aber Putin im Nacken.

Wenn nun tatsächlich eine westliche „Koalition“ geschmiedet wird, um zwei Bataillone „Leopard“ für die Ukraine rasch zusammenzustellen, wie es am Mittwoch in Berlin hieß, dann wird man auch nach Griechenland schauen, um die 90 oder vielleicht gar 100 Panzer zu finden. Vorgespräche für dieses Lieferbündnis gab es offenbar vergangene Woche bei dem Treffen in Ramstein. Dort sollen zwölf Länder zugesagt haben, berichtete der US-Sender „ABC“.

Griechenland hält mit 853 Exemplaren das größte „Leopard“-Arsenal Europas vor. Davon entfallen 500 auf den veralteten „Leopard 1“, 183 auf das Muster 2A4 und 170 auf das jüngste Muster 2A6. Aber Athen zögert.

Bisher sah man dort keinen unmittelbaren Handlungsbedarf, zumal auch Berlin zögerte. Das ist nun anders. Dass die griechische Regierung sich weiter bedeckt hält, liegt zuvorderst an den Invasionsdrohungen der Türkei. Deshalb will Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis die eigene Verteidigung nicht schwächen. Aus regierungsnahen Kreisen heißt es deshalb auch weiterhin, man habe noch keine Zusage gemacht.

Erdogan droht unverhohlen

Griechenlands „Leopard“ sind vor allem im Norden stationiert, nahe der Grenze zur Türkei. Das Verhältnis zum Nachbarland ist so gespannt wie seit langem nicht mehr. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan überzieht den Nato-Partner seit Monaten mit immer neuen Drohungen und beansprucht griechische Ägäisinseln wie Rhodos, Kos und Lesbos für sich. „Wir könnten plötzlich über Nacht kommen“, droht er – in jüngster Zeit auch mehrfach mit Raketenangriffen auf Athen.

Also kann Mitsotakis es sich kaum leisten, auch nur einen einzigen „Leo“ abzugeben. In voraussichtlich drei Monaten sind zudem Wahlen in Griechenland und Mitsotakis will weiter regieren.

Auch die Türkei hat große Panzerbestände. Nach Angaben des International Institute for Strategic Studies verfügt das Land über mehr als 700 „Leopard“ der Baureihen 1 und 2A4. Aber dass Ankara Kampfpanzer in die Ukraine schickt, gilt als eher unwahrscheinlich. Erdogan muss auf seinen wichtigsten Energielieferanten Russland Rücksicht nehmen. Und gibt sich deshalb im Ukraine-Konflikt als möglicher Vermittler. Diese Rolle würde er gefährden, wenn er nun Panzer an die Ukraine liefert.

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