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Mehr Übergriffe infolge des 9-Euro-Tickets

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Von: Jan Sternberg

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Billigkarte sorgt für volle Züge und Bahnhöfe – Bahn verzeichnet Anstieg bei Beleidigungen

Die Zahl der verbalen und körperlichen Übergriffe auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bahn ist im vergangenen Jahr drastisch angestiegen. In den Regionalzügen und Bussen der Deutschen Bahn hat es im Jahr 2022 nach Angaben des Gesamtbetriebsrats DB Regio 14 710 Übergriffe gegeben.

Im Bereich der Beleidigungen, Bedrohungen und Nötigungen seien die Zahlen gegenüber dem Corona-Jahr 2020 um rund 90 Prozent gestiegen, im Bereich der Körperverletzungen um rund 30 Prozent, sagte der Betriebsrat gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Beleidigungen, Bedrohungen und Nötigungen seien auch gegenüber 2021 deutlich angestiegen.

Mit dafür verantwortlich ist das von Juni bis August 2022 gültige 9-Euro-Ticket. Es hat im Sommer für sehr volle Züge und teilweisen Ausnahmezustand an den Bahnhöfen gesorgt – das spiegelt sich in den Zahlen der Übergriffe wieder. Während die Zahl der körperlichen Attacken auf Bahnpersonal im Sommer konstant blieb, stieg die Kurve der gemeldeten verbalen Angriffe im Sommer während der Gültigkeit des 9-Euro-Tickets nach Informationen des Redaktionsnetzwerks Deutschland stark an. Im Herbst gab es dann wieder deutlich weniger verbale Attacken auf Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter.

Beim ab Mai gültigen „Deutschlandticket“ erwartet die Bahn eine zusätzliche Auslastung von zehn Prozent auf bestimmten Strecken.

Keine Fahrt ohne Kameras

Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats von DB Regio, Ralf Damde, fordert, die Sicherheit für das Bahnpersonal zu verbessern. Er sagte: „Wir brauchen bei „schwierigen Zügen“ – diese sind alle bekannt – eine zusätzliche Bestreifung durch die Bundespolizei. Und sollte das nicht möglich sein, zumindest zwei Kundenbetreuerinnen und Kundenbetreuer oder eine Begleitung durch die DB Sicherheit. Die DB Regio muss das bei den Bundesländern als Aufgabenträger einfordern. Sollten diese dazu nicht bereit sein, gehört das öffentlich gemacht.“ Polizeibeamt:innen sollten zudem kostenlos in der 1. Klasse mitfahren dürfen.

Wenn die Videoaufzeichnung bei einem Zug nicht funktioniere, müsse dieser aus dem Verkehr gezogen werden, forderte der Betriebsratschef. Er sagte: „Die Sicherheit der Beschäftigten und der Kundinnen und Kunden müssen an erster Stelle stehen. Und sollten die Kameras und deren Aufzeichnung auf einem Zug nicht funktionieren, dann ist das eine gleichzusetzende sicherheitsrelevante eingeschränkte Einrichtung wie die Bremse an einem Zug. Der Zug bleibt dann stehen!“

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