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Lebensgefahr am Traumstrand

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Von: Gerd Höhler

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Nur schauen: Ausflugsboote dürfen die Navagio-Bucht zwar weiterhin ansteuern, aber niemand darf an Land gehen. imago images
Nur schauen: Ausflugsboote dürfen die Navagio-Bucht zwar weiterhin ansteuern, aber niemand darf an Land gehen. imago images © Imago

Weil am berühmten Navagio-Strand auf Zakynthos Felsstürze drohen, ist die Bucht nun gesperrt

Er ist eines der meistfotografierten Fotomotive in Griechenland: der Navagio-Strand auf der Insel Zakynthos im ionischen Meer. Eingerahmt von steil aufragenden Felswänden, ist die Bucht mit ihrem feinen, weißen Kies und dem kristallklaren Wasser ein beliebtes Badeparadies. Im Hochsommer kann es hier sehr eng zugehen. Aber in diesem Sommer soll der Traumstrand menschenleer bleiben. Die Bucht mit dem markanten Wrack ist auf Beschluss des griechischen Tourismusministeriums geschlossen worden, das Betreten ist verboten. Das Ministerium folgte mit der Sperrung einer Empfehlung der nationalen Behörde für Erdbebenvorsorge (Oasp).

Der Grund des Verbots: Nachdem es in den vergangenen Jahren am Navagio-Strand mehrere Felsstürze gab, bei denen auch Badegäste verletzt wurden, fürchten die Behörden um die Sicherheit der Besucher:innen. Im März hatten Fachleute der Erdbebenbehörde unter Leitung ihres Chefs Efthymios Lekkas die Bucht begutachtet. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass es an den Felswänden ein erhebliches Risiko neuer Felsstürze gibt.

Ihren Namen hat die Navagio- (Schiffswrack-)Bucht von den rostigen Überresten des kleinen Frachters „Panagiotis“, der hier am 2. Oktober 1983 in einem Sturm strandete. Um die Havarie ranken sich viele Geschichten. Die „Panagiotis“ soll mit einer Ladung geschmuggelter Zigaretten auf dem Weg von der Türkei nach Italien gewesen sein, als vor Zakynthos die Maschine versagte und das steuerlose Schiff an den Strand getrieben wurde. Das rostige Wrack ist heute eine der größten Touristenattraktionen von Zakynthos.

Aber an dem Traumstrand lauern Gefahren. Am 13. September 2018 lösten sich plötzlich große Gesteinsmassen aus der Steilküste, stürzten auf den Strand und ins Wasser der Bucht. In einem Video, das auf Youtube zu finden ist, ist zu sehen, wie sich auf einer Breite von rund 20 Metern eine Gesteinsschicht löst und auf den Strand stürzt.

Flutwelle ließ Boote kentern

Zum Zeitpunkt des Unglücks hielten sich Hunderte Badegäste an dem Strand auf, wie durch ein Wunder wurde niemand verschüttet. Sieben Menschen erlitten Verletzungen. Die durch den Felssturz ausgelöste Flutwelle ließ einige Ausflugsboote in der Bucht kentern. Nach dem Vorfall wurde der Strand bis zum April 2019 gesperrt und dann unter Auflagen wieder freigegeben: Große Teile der Bucht waren danach abgesperrt.

Ende 2021 übernahm das Tourismusministerium in Athen die Zuständigkeit für den Strand, um für die Sicherheit der Besucher und die Erhaltung des Wracks zu sorgen. Aber der nächste Zwischenfall ließ nicht lange auf sich warten: Im September vergangenen Jahres stürzten während eines Erdbebens erneut große Gesteinsbrocken aus den Felswänden auf den Strand. Die Erdbebenbehörde ließ die Stabilität der Steilküste nun nochmal eingehend untersuchen. Weil erneute Felsstürze befürchtet werden, wurde die Bucht bis auf Weiteres gesperrt.

Ausflugsboote dürfen die Bucht, die nur vom Wasser aus zu erreichen ist, zwar weiterhin anlaufen, aber keine Passagiere mehr an Land gehen lassen. Viele örtliche Tourismusunternehmer und Lokalpolitiker sind unglücklich über die Entscheidung, denn damit hat Zakynthos eine Attraktion weniger. Aber Tourismusminister Vasilis Kikilias bleibt bei dem Verbot: „Als Tourismusminister bin ich der letzte, der den Strand schließen will. Aber es wäre leichtfertig, wenn wir die Empfehlungen der Experten ignorieren und das Leben der Besucher aufs Spiel setzen würden.“

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