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In Sorge wegen Affenpocken

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Diese elektronenmikroskopische Aufnahme aus dem Jahr 2003, die von den Centers for Disease Control and Prevention zur Verfügung gestellt wurde, zeigt reife, ovale Affenpockenviren (l) und kugelförmige unreife Virionen (r).
Diese elektronenmikroskopische Aufnahme aus dem Jahr 2003, die von den Centers for Disease Control and Prevention zur Verfügung gestellt wurde, zeigt reife, ovale Affenpockenviren (l) und kugelförmige unreife Virionen (r). © Cynthia S. Goldsmith/dpa

Bei den Gesundheitsämtern gibt es viele Anfragen wegen der Affenpocken. Unter anderem wollen die Leute wissen, ob eine Impfung möglich ist. Von Jan Kuipers.

Kaum entspannt sich die Corona-Lage in Deutschland, schon stehen die Gesundheitsämter mit den Affenpocken vor der nächsten Herausforderung. Zwar sind die Fallzahlen noch gering, und die Affenpocken werden sich wohl auch nicht wie das Coronavirus zur Pandemie entwickeln, allerdings wenden sich derzeit viele verunsicherte Bürgerinnen und Bürger an die Gesundheitsämter.

„Die Gesundheitsämter sind mit ihrer Pandemieerfahrung natürlich erster Ansprechpartner für solche Fragen“, sagt Johannes Nießen, Vorsitzender des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdiensts (BVÖGD). Seine Mitarbeiter:innen müssen derzeit viele Menschen beruhigen. Hauptthema ist dabei neben der Frage der Ansteckungsgefahr vor allem die Möglichkeit nach einer Impfung gegen die Viruskrankheit.

Die Erwartung der Menschen müsse dann oft enttäuscht werden. Mit dem Affenpocken-Impfstoff, dessen Bestellung Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zuletzt angekündigt hat, könnten höchstens Infizierte und deren Kontaktpersonen geimpft werden. Viele Menschen haben durch eine Pockenimpfung zudem noch eine Teilimmunität gegen die Affenpocken. Konkret sind es die vor 1976 Geborenen, die im Regelfall eine solche Impfung erhalten haben.

Stigmatisierung vermeiden

Laut Nießen ist es nun an den Gesundheitsämtern, eine Stigmatisierung zu vermeiden und Aufklärung zu leisten. Seit den HIV-Wellen gäbe es dafür mittlerweile genügend Fachärzte. Während der HIV-Ausbrüche in den 1980er- und 1990er-Jahren wurde Aids oft als „Schwulenkrankheit“ bezeichnet und damit Katalysator für homophobe Vorurteile. Auch die Affenpocken traten zunächst vor allem unter Männern auf.

Trotz der vielen Anfragen seien die Gesundheitsämter in erster Linie für Betroffene zuständig. Dabei „ist das Prinzip der Kontaktnachverfolgungen dasselbe wie bei allen anderen Infektionskrankheiten“, erklärt Nießen. Für die Erkrankten würde – wie schon bei Corona – eine Quarantäne verhängt und mögliche Kontaktpersonen ermittelt.

Laut Nießen kommt es dabei vor allem auf ein bundesweit einheitliches Vorgehen an. Grundsätzlich seien die Gesundheitsämter besser als vor der Corona-Pandemie auf neue Notlagen eingestellt. So stellt der Bund vier Milliarden Euro für zusätzliche Stellen und die Digitalisierung der Behörden zur Verfügung. Hier bestehe aber Nachholbedarf, sagte Nießen: Zwar finde die Kommunikation inzwischen mehrheitlich digital statt, es gebe „aber immer noch Player im Gesundheitssystem, die ich nur mit dem Faxgerät erreiche“.

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