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Das große Beben

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Von: Susanne Ebner

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So nah und doch so fern: Schon im September hieß es, die Beliebtheit von Harry und Meghan sei auf einen Tiefpunkt gesunken. C Jackson/dpa
So nah und doch so fern: Schon im September hieß es, die Beliebtheit von Harry und Meghan sei auf einen Tiefpunkt gesunken. C Jackson/dpa © Chris Jackson/dpa

Oder wieder viel Lärm um Nichts? Die letzten Folgen der Harry und Meghan-Doku sind online

Ich bitte euch, eure Gläser darauf zu erheben, dass jetzt das Leben beginnt – und auf die Erkenntnis, dass Liebe immer gewinnt.“ Herzogin Meghan liest die Worte von ihrem Smartphone ab. Prinz Harry schaut sie lächelnd an, im Hintergrund: Klaviermusik. Mit diesem Zitat aus einer Rede, die die 41-Jährige bei ihrer Hochzeit im Jahr 2018 gehalten hatte, endet die letzte von sechs Folgen der Netflix-Doku-Serie „Harry & Meghan“.

Die Szene entspricht dem Bild, das die beiden von sich zeichnen wollen. Sie sind der drakonischen Enge des Palastes und der skrupellosen britischen Presse im Januar 2020 entflohen und führen nun in Amerika gemeinsam mit ihren Kindern Archie und Lillibet ein Leben in Freiheit. Auch in den neuen Folgen erhob das Paar schwere Vorwürfe gegen die britischen Medien und das Königshaus.

Zu beliebt für den Palast?

Besonders brisant für den Palast sind die Anschuldigungen, die Prinz Harry vorbringt. Er beschreibt, dass Meghan nach ihrer Hochzeit zu beliebt in Großbritannien und dem Rest der Welt geworden sei und damit Mitglieder der königlichen Familie in den Schatten gestellt habe. Daraufhin habe das Königshaus mit der britischen Presse kooperiert, um ihrem Ruf zu schaden. Harry spricht in der Doku-Serie von einem „Durchsickern und Einpflanzen“ von Geschichten. Er nimmt auch kein Blatt vor den Mund, als es um seinen Bruder geht. Harry betont, dass dessen Büro solche Methoden angewandt habe. William habe ihn Januar 2020 auf dem Landsitz Sandringham außerdem „angebrüllt“, als es um die Pläne des Paares ging, ins Ausland zu ziehen.

Eine Versöhnung zwischen den Brüdern scheint jetzt nur noch schwer vorstellbar, betonte Pauline MacLaran, britische Royal-Expertin an der Royal-Holloway-Universität, gegenüber dieser Zeitung. „Ich denke, das ist ein sehr unangenehmer Moment für das Königshaus.“ Sowohl der Buckingham-Palast als auch der Kensington-Palast lehnten eine Stellungnahme am gestrigen Donnerstag ab. Wie erwartet hat sich die königliche Familie damit dazu entschieden, die jüngsten Vorwürfe von Harry und Meghan nicht zu kommentieren, wieder einmal.

All der übermäßige Druck

Nachdem die ersten Folgen zu einem Aufruhr in britischen Medien geführt hatten, war die Entrüstung am Donnerstag in der Öffentlichkeit erneut groß: „Harry dreht das Messer in der Wunde“, betonte die „Daily Mail“. Der „Mirror“ sprach von einer Bombe und der Moderator Piers Morgan, der als Feind von Herzogin Meghan gilt, schrieb auf Twitter: „Gott, ihr unaufhörliches Gejammer ist so unerträglich anstrengend.“

Während die beiden in den ersten drei Folgen der Serie Themen ansprachen, die sie bereits in einem berühmt gewordenen Interview mit der US-Talkshow-Ikone Oprah Winfrey im März 2021 vorgebracht hatten, wie den Umgang des Königshauses mit Rassismus, ging es jetzt um den Schaden, der Meghan durch die wiederkehrende Hetze der britischen Medien zugefügt wurde. „All dies kommt sehr glaubhaft rüber und es ist schwer, kein Mitgefühl für den übermäßigen Druck zu empfinden“, beschreibt MacLaran ihren ersten Eindruck der letzten drei Folgen.

In der britischen Bevölkerung hat das Paar in der Folge der Dokumentation weiter an Ansehen verloren. Laut Umfragen des Meinungsforschungsinstitutes YouGov stehen die Sussexes mittlerweile in ihrer Beliebtheit deutlich hinter Prinz William und Herzogin Catherine. Viele Britinnen und Briten betonten außerdem, dass die beiden nicht für britische Werte stünden.

Aber: Ganz gleich, wie man zu Prinz Harry und Herzogin Meghan steht, die Geschichte, die sie erzählen, interessiert viele Menschen. Und so sahen auch gestern wohl wieder Hunderttausende zu, als sich das Paar unter der Begleitung von Klaviermusik zu seinem Leben im Palast äußerte – und seinem Abschied davon.

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