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Von: Frank-Thomas Wenzel

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Jerome Powell ist seit 2018 Präsident der US-Notenbank Fed.
Jerome Powell ist seit 2018 Präsident der US-Notenbank Fed. © AFP

Die US-Notenbank verkündet ihre Strategie für die kommenden Monate. Die Börsen sind nervös

Panik“ und „Angst“. Das waren in den vergangenen Tagen die am häufigsten verwendeten Begriffe, um die Stimmung an den Finanzmärkten zu beschreiben. Doch urplötzlich war am Dienstag die Zuversicht wieder da. Das wichtigste Frühwarnsystem für die hiesige Volkswirtschaft ist auf Grün gesprungen: Nach fünf Rückgängen in Folge ist der Ifo-Geschäftsklimaindex wieder gestiegen. Das stabilisierte auch den Deutschen Aktienindex (Dax) – der seit Jahresbeginn mehr als 1100 Punkte verloren hat. Doch die Inflation hierzulande und anderswo bleibt als größter Unsicherheitsfaktor.

„Die befragten Unternehmen haben aus den vorherigen Pandemie-Sommern gelernt und sich an Corona zunehmend angepasst“, so die Analyse der Volkswirte der DZ Bank zum aktuellen Ifo-Index. Die Stimmung ist gut, weil die Manager schon jetzt hinter die viel beschworene „Omikron-Wand“ schauen. Das Grundprinzip: einem harten Winter folge eine „dynamische Erholung“, so die DZ Bank.

Das Ifo-Institut verweist vor allem darauf, dass sich in der Industrie die Lieferengpässe allmählich auflösen und die Auslastung der Kapazitäten steigt. Genau dies hatte Anfang der Woche bereits die aktuelle Umfrage des Informationsdienstes IHS Markit unter Einkaufsmanagern gezeigt. Martin Moryson, Chefvolkswirt Europa bei der Fondsgesellschaft DWS, sprach von einer „faustdicken Überraschung“. Die Auftragseingänge seien sehr gut und auch die Exporte legten nochmals zu. Und: „Mit der nachlassenden Halbleiterkrise, die sich auch in der steigenden Autoproduktion niederschlägt, scheint die deutsche Wirtschaft die Krise endgültig hinter sich lassen zu wollen.“

Gleichwohl wird dieses konjunkturelle Leuchten durch die finstere Bedrohung einer hohen Inflation gedämmt. Im Dezember nahm sie hierzulande im Vergleich zum Vorjahr um 5,3 Prozent zu. Der Internationale Währungsfonds (IWF) korrigierte am Dienstag seine Inflationsprognose von Oktober deutlich nach oben. Er geht für die Industriestaaten nun von einer durchschnittlichen Inflationsrate von 3,9 Prozent für 2022 aus. In Entwicklungs- und Schwellenländern soll die Teuerungsrate durchschnittlich 5,9 Prozent beantragen.

In den USA hatte die Inflation zuletzt sogar sieben Prozent betragen, das ist der höchste Wert seit fast vier Jahrzehnten. Und das setzt Jerome Powell, Chef der Notenbank Fed, massiv unter Druck. Am Mittwochabend (deutsche Zeit) will er erklären, wie es in den nächsten Monaten weitergehen wird.

Selbst Präsident Joe Biden verlangt, dass endlich etwas gegen die hohe Teuerung getan wird. Nun kursieren Vermutungen, dass die Fed panikartig reagieren könnte. Diese Angst war nach Einschätzung vieler Fachleute der wichtigste Faktor für die Einbrüche der Aktienmärkte in den vergangenen Tagen – steigende Zinsen sind Gift für die Kurse der Dividendenpapiere. Internationale Fondsmanager würden „das größte Risiko für die Finanzmärkte in zu starken Leitzinserhöhungen der US-Notenbank sehen“, betont denn auch Joachim Goldberg, der als Sentiment-Experte den Börsianern den Puls fühlt. Powell steht vor der schwierigen Aufgabe, die Inflation zu bremsen, in dem der Wirtschaft Liquidität entzogen und Geld teurer gemacht wird – ohne eine Rezession auszulösen.

Und hierzulande? Während die Fed die Richtung vorgebe, scheine „eine Straffung der Geldpolitik in mehreren fortgeschrittenen Volkswirtschaften unmittelbar bevorzustehen“, betont Sabrina Jacobs von Insight Investment. Allerdings weist Christine Lagarde, Präsidentin der EZB, immer wieder darauf hin, dass es gute Gründe gebe, nicht so abrupt zu handeln wie die Fed. Viele Fachleute weisen darauf hin, dass in der Euro-Zone von einer Lohn-Preis-Spirale - anders als in den USA - weit und breit nichts zu sehen sei.

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