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Ärztekammer will Böllerverbot

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Von: Felix Huesmann, Jan Emendörfer

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Auf Burg Querfurt in Sachsen gab’s bereits Feuerwerk.
Auf Burg Querfurt in Sachsen gab’s bereits Feuerwerk. dpa © dpa

Städtetag und Industrie hingegen setzen auf „Appelle an die Vernunft“

Anderthalb Wochen vor Silvester hat die Debatte über das Verbot von Feuerwerk noch einmal Fahrt aufgenommen. Während Humanmediziner:innen sowie Tier- und Umweltschützer:innen für ein generelles Verbot plädieren, sprechen sich kommunale Spitzenverbände gegen ein solches Verbot aus und plädieren stattdessen für „Appelle an die Vernunft“.

„Ein generelles Verbot von Silvesterfeuerwerk ist aus Sicht der Städte nicht notwendig“, sagte Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Wir haben allerdings beim Bund angeregt, Tier- und Naturschutz stärker in der Sprengstoffverordnung zu verankern. Tierparks, Tierheime sowie Natur- und Landschaftsschutzgebiete müssen in den Katalog der Orte aufgenommen werden, in deren Nähe das Abbrennen von Pyrotechnik verboten ist.“ Laut Dedy gebe es gute Gründe, auf Feuerwerk zu verzichten: weniger Lärm und Feinstaub, mehr Ruhe für Mensch und Tier, weniger Unfälle und weniger Müll. „Vorschreiben können und wollen wir das aber nicht.“

Auch beim Deutschen Städte- und Gemeindebund hält man nichts von einem Verbot. „Das neue Jahr mit Feuerwerk zu begrüßen, hat eine lange Tradition in Deutschland“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg, und diese Tradition solle man nicht durch generelle Verbote in Frage stellen, zumal Verbote „kaum flächendeckend kontrolliert werden können“. Landsberg verwies darauf, dass es seit vielen Jahren örtlich begrenzte Böllerverbote gäbe, etwa in historischen Stadtkernen oder vor Krankenhäusern.

Alkohol, das größere Übel?

Am Wochenende hatte sich der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, für ein dauerhaftes Böllerverbot ausgesprochen. Jedes Jahr würden rund 8000 Menschen bundesweit eine Verletzung des Innenohres durch Knaller erleiden, sagte Reinhardt der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht sich für ein Feuerwerksverbot aus und hat dabei nach den Worten ihres Bundesvorsitzenden Jochen Kopelke „vor allem die Sicherheit unserer Kolleginnen und Kollegen im Blick“.

Beim Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) ist man optimistisch, dass nach zwei Jahren coronabedingtem Feuerwerksausfall wieder traditionell gefeiert wird. „Wir finden es nach wie vor zeitgemäß, dass man den Jahreswechsel auch mit einem zünftigen Silvesterfeuerwerk begeht“, sagte VPI-Geschäftsführer Klaus Gotzen dem RND. Die 23 VPI-Mitgliedsunternehmen generieren 90 Prozent ihres Umsatzes in den letzten Tagen des Jahres. Ohne staatliche Hilfen und private Finanzgeber hätten die Firmen den Umsatzausfall der letzten beiden Jahre wohl kaum überlebt, erläuterte Gotzen.

Der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk e.V. (BVPK) betont, dass die Möglichkeit, „einmal im Jahr die Funken sprühen zu lassen“ für viele Menschen „eine ganz besondere Faszination“ birgt. „Die Anzahl an Verletzungen in der Silvesternacht, die auf Feuerwerk zurückgehen, sind äußerst gering“, sagte BVPK-Vorstand Ingo Schubert und nannte „übermäßigen Konsum von Alkohol und Drogen sowie daraus resultierende Konflikte“ als Ursachen für den Andrang in den Notaufnahmen.

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