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Angriff auf streikende Lkw-Fahrer: Polnischer Detektiv äußert sich

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Von: Sandra Kathe

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Auf einer hessischen Autobahnraststätte werden streikende Lkw-Fahrer von einem Schlägertrupp attackiert. Der Chef der Angreifer ist ein polnischer Detektiv.

Gräfenhausen – Nach dem versuchten Angriff auf die streikenden LKW-Fahrer auf einer Autobahnraststätte bei Darmstadt werden immer mehr Hintergründe zu dem Vorfall bekannt. So berichtete die Hessenschau am Montag (10. April), dass es sich bei den zwischenzeitlich festgehaltenen Angreifern wohl um Mitarbeitende eines prominenten polnischen Detektivs handelt.

Dass der aus Fernsehen und Youtube bekannte Krzysztof Rutkowski mutmaßlich an dem Angriff beteiligt war, zeigen Fotos von der Autobahnraststätte an der A5, auf denen ein auffälliges schwarzes Fahrzeug mit der Aufschrift „Rutkowski Patrol“ zu erkennen ist, mit dem der Promi-Detektiv auch auf Social-Media-Fotos posiert. Sein Team soll in Gräfenhausen Medienberichten zufolge im Auftrag des polnischen Spediteurs Lukasz Mazur im Einsatz gewesen sein, der den Streik seiner Beschäftigten unterbinden wollte.

Nach Angriff auf streikende Lkw-Fahrer. Wer steckt hinter der „Rutkowski Patrol“?
Nach Angriff auf streikende Lkw-Fahrer. Wer steckt hinter der „Rutkowski Patrol“? © Sebastian Gollnow/dpa

Angriff auf streikende Lkw-Fahrer bei Darmstadt: Schnelles Eingreifen der Polizei

Dass der Einschüchterungsversuch erfolglos verlief und die Lkw-Fahrer ihren Arbeitgeber weiterhin bestreiken, liegt wohl vor allem am schnellen Eingreifen der Polizei. Diese bezeichnete die Angreifer anschließend als „Personen, die teilweise sehr martialisch auftraten und Schutzwesten trugen“. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, sei es etwa zu Versuchen gekommen, sich gewaltsam der abgestellten Lastwagen zu bemächtigen.

Im Bericht der Hessenschau zu Krzysztof Rutkowski und seiner „Privat-Miliz“, die sich „Rutkowski Patrol“ nennt, heißt es, dass es in Deutschland schon mehrfach zu ähnlichen Vorfällen gekommen sei und Rutkowski sich wohl auf Entführungen beziehungsweise Rückführungen „von polnischen Staatsbürgern und gestohlenen Autos“ spezialisiert habe. Die Nachrichtenseite verweist etwa auf einen Bericht der Tageszeitung BZ aus dem Jahr 2012, der von einer versuchten Entführung durch die „Rutkowski Patrol“ in Berlin berichtet. Damals hätten vier schwarz gekleidete Männer mit schusssicheren Westen versucht eine damals 21-jährige Polin mit deutschem Pass in ein Auto zu zerren. Den Auftrag, die junge Frau zurück nach Polen zu bringen, hatte laut BZ wohl der Vater der jungen Frau gegeben.

Vorfall auf Autobahnraststätte bei Darmstadt: Schlägertrupp attackiert streikende Lkw-Fahrer

Der Vorfall auf der Raststätte Gräfenhausen-West bei Darmstadt, bei dem ein Großaufgebot der Polizei im Einsatz war, ereignete sich bereits am Freitag. Seit vergangener Woche hatten hier Lastwagen-Fahrer, vorwiegend aus Georgien und Usbekistan, gestreikt. Diese beklagen, dass sie seit über 50 Tagen nicht mehr bezahlt worden seien. Daraufhin entsendete Mazurs Unternehmen wohl das Team des Detektivs, die in einer Stellungnahme des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) als „paramilitärischer Schlägertrupp“ bezeichnet worden waren. Die Angreifer trugen schwarze Uniformen, die an Einsatzkräfte des SEK erinnerten.

18 Beteilige sowie der polnische Spediteur selbst wurden wegen schweren Landfriedensbruchs und anderer Delikte vorläufig festgenommen, sind aber inzwischen aber wieder auf freiem Fuß. Gegen sie laufen laut Hessenschau nun Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Darmstadt.

Auch Krzysztof Rutkowski selbst hat sich laut einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur inzwischen zu dem Angriff geäußert und der Polizei vorgeworfen, falsch auf eine harmlose Sache reagiert zu haben. Seiner Darstellung nach hätte der Speditionsinhaber seine Männer angeheuert, um mit den Streikenden „Verhandlungen“ zu führen, weil ihm wegen des Streiks enorme Strafen drohten. laut Rutkowskis Darstellung hätten die Lkw-Fahrer auf die Verhandlungsversuche hin seine Leute angegriffen, und nicht umgekehrt. Gegenüber dem polnischen Nachrichtenportal Wirtualna Polska sprach er von einem „internationalen Skandal“.

Umstrittener Fernseh-Promi aus Polen: Der Detektiv Krzysztof Rutkowski soll Berichten zufolge eine Privatmiliz aufgebaut haben.
Umstrittener Fernseh-Promi aus Polen: Der Detektiv Krzysztof Rutkowski soll Berichten zufolge eine Privatmiliz aufgebaut haben. (Archivfoto) © Artur Widak/imago-images.de

Streikende Lkw-Fahrer bei Darmstadt: DGB ruft zum Boykott der Spedition auf

Wie AFP weiter berichtet, beschäftigt Vorfall auf der Autobahnraststätte bei Darmstadt inzwischen sogar die Bundespolitik in Berlin. So sagte der Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Udo Schiefner (SPD) gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, der Vorfall werfe „ein Schlaglicht darauf, welche katastrophalen Bedingungen in Teilen des Transportgewerbes herrschen“.

Auch der DGB, der die Streikenden in Gräfenhausen weiterhin unterstützt, forderte ein entschiedenes Vorgehen gegen die offenkundigen Geschäftspraktiken des polnischen Spediteurs. Der „ungeheuerliche Vorgang“ müsse als Konsequenz die Ausweisung sowie ein Einreiseverbot für die Beteiligten zur Folge haben, hieß es vonseiten des Verbands. Darüber hinaus forderte der DGB deutsche Konzerne auf, nicht mit der Spedition zusammenzuarbeiten. (saka mit dpa/AFP)

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