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Zu arm zum Sterben  - Sozialbestattungen nehmen in Hessen zu

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Von: Nico Scheck

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Die sogenannten Sozialbestattungen nehmen in Hessen zu, weil die Hinterbliebenen oftmals nicht das nötige Geld haben, um eine Beerdigung samt Trauerfeier zu bezahlen. (Symbolbild)
Die sogenannten Sozialbestattungen nehmen in Hessen zu, weil die Hinterbliebenen oftmals nicht das nötige Geld haben, um eine Beerdigung samt Trauerfeier zu bezahlen. (Symbolbild) © Christoph Soeder/dpa

In Hessen gibt es immer mehr sogenannte Sozialbestattungen. Denn viele können sich Beerdigungen nicht mehr leisten. Das entwickelt sich zum Problem.

Frankfurt - Die Bestattung ist das finale Lebewohl, ein Abschiednehmen, im Idealfall im Kreis der engsten Vertrauten. Zumindest sollte das so sein. Doch Bestattungen samt Trauerfeier kosten viel Geld - oftmals mehrere tausend Euro, was sich nicht jeder leisten kann. 

Und dann? Was passiert, wenn die Hinterbliebenen ein Begräbnis nicht bezahlen können oder noch schlimmer: wenn es keine Hinterbliebenen mehr gibt? In Deutschland herrscht Bestattungspflicht. Reicht das Vermögen des Verstorbenen oder der Hinterbliebenen nicht aus, wird der Staat zur Kasse gebeten. In diesem Fall spricht man von einer Sozialbestattung, eine deutlich abgespeckte Version eines gängigen Begräbnisses. 

Rund 4.600 Euro kostet eine Sozialbestattung, während die „Vollversion“ im bundesweiten Durchschnitt bei knapp 6.500 Euro liegt, wie der Vorsitzende des hessischen Bestatterverbandes Dominik Kracheletz gegenüber dpa erklärt. 

Hessen: Geld für Bestattungen oft nicht aufzubringen - Zahlen steigen

Gerade in Hessen ist die Zahl der Sozialbestattungen rapide angestiegen. 2018 gab es landesweit laut des hessischen Sozialministeriums 1.357 solcher Beisetzungen. Im Jahr zuvor waren es noch 1.082. Als Hauptgrund nennt Ministeriumssprecherin Alice Engel die fehlenden finanziellen Mittel der Erben. 

Doch nicht nur das: Auch die Zahl derer, die Zuschüsse erhalten haben, ist in Hessen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes gestiegen. 1.712 Angehörige bekamen 2018 Geld von den Kommunen, wenn die eigenen finanziellen Mittel nicht reichten. Im Jahr zuvor waren es noch 1.626 Fälle gewesen. 

Das Bestattungsrecht ist Landessache und in Hessen gilt: Die Kinder stehen in der Pflicht - auch dann, wenn sie das Erbe ausschlagen. Der Staat zahlt erst, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Ein Beispiel: Hinterbleiben drei Kinder in einer Familie, von denen zwei nicht zahlen können, muss das dritte Kind die Gesamtkosten tragen. 

Bestattung in Hessen wird einsamer: Sterbegeld abgeschafft

Noch bis 2004 hatte das Sterbegeld ausgeholfen. Die gesetzlichen Krankenkassen zahlten damals im Todesfall die Gelder aus, womit die Angehörigen die Bestattung bezahlen konnten. Diese Leistung wurde allerdings abgeschafft. Die Konsequenen sind die steigenden Zahlen an Sozialbestattungen. 

So erklärt etwa der Pfarrer und Sprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Martin Reinel gegenüber dpa: „Ich stand auch schon alleine am Sarg. Das ist ganz schlicht, ganz schwierig.“ Dabei könne es auch mal vorkommen, dass einfach nur eine Urne eingelassen wird und Ende der Veranstaltung. „Das ist eine sehr traurige Angelegenheit.“ Eine traurige Angelegenheit, die immer häufiger zum Tragen kommt.

In Hessen ist eine neue Sicherheits-App auf den Markt gekommen. Einige User sind allerdings verärgert über „Hessenwarn“.

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