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Tödliche Schüsse in Schwalmstadt: Schütze hatte keinen Waffenschein - Zuvor Anzeige von späterem Opfer

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Von: Marie Klement, Alexander Gottschalk, Sylke Grede

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In einem Supermarkt im nordhessischen Schwalmstadt feuert ein Mann Schüsse ab. Zwei Menschen sterben. Die Polizei geht von einer Beziehungstat aus.

Update vom Donnerstag, 9. Juni, 12.17 Uhr: Der 58-jährige Mann, der in einem Lebensmittelmarkt in Schwalmstadt in Nordhessen seine Ex-Partnerin und sich selbst erschossen haben soll, war nicht legal im Besitz der Schusswaffe. Unklar ist, wie er an die Waffe kam, das ist aktuell noch unklar und Gegenstand der Ermittlungen, erklärte nun ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Marburg der Deutschen Presse-Agentur. Der Mann habe keine waffenrechtliche Erlaubnis gehabt.

Nach bisherigen Erkenntnissen habe der 58-Jährige in dem Aldi-Markt vier Schüsse auf die Frau abgegeben, bevor er sich selbst durch einen Schuss in den Kopf das Leben nahm.

Von November 2021 bis Februar 2022 soll der Mann aus dem Landkreis Osnabrück mit der Frau eine Beziehung gehabt haben, die von der 53-Jährigen beendet worden war. Woher sie sich kannten, blieb zunächst offen. Noch am Tattag hatte die Frau Anzeige gegen den Deutschen erstattet wegen Körperverletzung, Nötigung und Nachstellung. Nach Polizeiangaben hatten sich dabei „keine Anhaltspunkte für eine konkrete Gefährdung der Frau“ ergeben.

Rund zwei Stunden später fielen die tödlichen Schüsse in dem Discounter in Schwalmstadt.

Tödliche Schüsse in Supermarkt in Schwalmstadt – Polizei nennt neue Details

Update vom Mittwoch, 8. Juni, 16.25 Uhr: Einen Tag nach den tödlichen Schüssen in einem Aldi-Markt im nordhessischen Schwalmstadt hat die Polizei neue Erkenntnisse veröffentlicht. In dem Lebensmittelmarkt an der Wierastraße im Ortsteil Treysa hatten die alarmierten Polizeibeamte am Dienstag (7. Juni) um kurz nach 13 Uhr zwei Tote gefunden.

Wegen der umfangreichen Ermittlungsarbeit, auch hinsichtlich der Spurenlage im Aldi-Markt, dauerten die Maßnahmen vor Ort bis in die Abendstunden. Beide Leichname wurden am Mittwochvormittag im gerichtsmedizinischen Institut Gießen obduziert. Darüber hinaus wurde mit richterlichem Beschluss die Wohnung des mutmaßlichen Täters in Niedersachsen durchsucht.

Nach derzeitigem Ermittlungsstand ist davon auszugehen, dass der 58-jährige Mann in dem Discounter zunächst gezielt auf die 53-jährige Frau aus Schwalmstadt schoss und sich unmittelbar danach durch einen Schuss in den Kopf das Leben nahm. Bei dem Täter als auch bei dem Opfer handelt es sich laut Polizei um deutsche Staatsbürger.

Nach den tödlichen Schüssen in einem Supermarkt im nordhessischen Schwalmstadt geht die Polizei von einer Beziehungstat aus.
Bei den tödlichen Schüssen in einem Supermarkt im nordhessischen Schwalmstadt geht die Polizei von einer Beziehungstat aus. © Swen Pförtner/dpa

Schüsse in Schwalmstadt: Täter und Opfer waren kurzzeitig zusammen

Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei führten der Mann und die Frau von Ende 2021 bis Anfang 2022 eine Beziehung, die die 53-Jährige beendete. Am Vorabend des Tattages kam es zu einem Polizeieinsatz in der Wohnung der Frau in Schwalmstadt. Dabei sprachen die Polizeibeamten gegen den 58-Jährigen, der sich in der Wohnung aufgehalten hatte, einen Platzverweis aus, dem der Mann auch nachkam. Er verhielt sich danach unauffällig und ruhig.

Die Beamten berieten die Frau anschließend und klärten sie darüber auf, dass sie Anzeigen erstatten könne. Das wollte sie laut Polizei am nächsten Tag tun. Am Morgen des Tattages kam die 53-Jährige tatsächlich zur Polizeistation in Schwalmstadt, und erstattete Strafanzeige gegen ihren Ex-Freund wegen Körperverletzung, Nötigung und Nachstellung.

Aus der Vernehmung ergaben sich nach Polizeiangaben keine Anhaltspunkte für eine konkrete Gefährdung der Frau. Nach derzeitigem Stand der Ermittlungen ist davon auszugehen, dass das Motiv für die Tat in der Trennung zu sehen ist. Der Mann und die Frau waren bisher „polizeilich nicht in Erscheinung getreten“.

Schüsse in Schwalmstadt: Polizeipräsident äußert sich nach Tat

Polizeipräsident Konrad Stelzenbach äußert sich zu dem dramatischen Geschehnis: „Diese tragische Tat macht uns alle tief betroffen. Unser Mitgefühl gilt insbesondere den Angehörigen und allen Menschen, die unter dem unmittelbaren Eindruck dieses unfassbaren Verbrechens stehen.“

Die Kriminalpolizei bittet darum, dass sich weitere Zeugen unter der Telefonnummer 05681/774-0 melden.

Schüsse in Schwalmstadt: Das geschah am Mittwoch

Erstmeldung vom Dienstag, 7. Juni, 19.28 Uhr: In einem Discounter in Schwalmstadt (Schwalm-Eder-Kreis) sind am Dienstag (7. Juni) gegen 13 Uhr Schüsse gefallen. Zwei Menschen kamen dabei ums Leben, teilte die Polizei kurz darauf mit. Die Beamten waren mit einem starken Aufgebot vor Ort. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestand aber nicht, hieß es.

Die alarmierten Polizeikräften hatten kurz nach der Tat zwei Tote in dem Discounter an der Wierastraße im Stadtteil Treysa gefunden. Nun laufen die Ermittlungen laut Polizei auf Hochtouren. Der Tatort ist weiträumig abgesperrt.

Der Tatort wurde weiträumig abgesperrt
Der Tatort in Treysa wurde weiträumig abgesperrt. © Anne Quehl

Schüsse in Schwalmstadt: Mann erschießt Frau und dann sich selbst

Nach den ersten Ermittlungen zum Ablauf der Tat liegen nach Polizeiangaben momentan keine Hinweise auf die Beteiligung Dritter vor. Laut übereinstimmender Zeugenaussagen hatte ein Mann in dem Markt zunächst auf eine Frau geschossen und sich unmittelbar danach das Leben genommen.  Über die Anzahl der Schüsse wurde bislang nichts mitgeteilt. 

Außer der 53 Jahre alten getöteten Frau und dem 58 Jahre alten Mann sind nach aktuellem Kenntnisstand der Polizei keine weiteren Personen verletzt worden.

Schüsse in Schwalmstadt: Zeugin berichtet von der Tat

Laut einer Zeugin, die die Szene beobachtet hat, hatte der Täter in der Aldi-Filiale an der Wierastraße zunächst die Frau verfolgt. Diese rief demnach noch laut um Hilfe, wurde dann aber von ihrem Verfolger erschossen. Anschließend richtete der Mann die Waffe gegen sich selbst.

Nach der Bluttat wollte eine 36 Jahre alte Frau aus Schwalmstadt gerade den Discounter betreten, als sie bemerkte, dass sich im Inneren offenbar gerade eine Tragödie abgespielt hatte. Sie habe auch mindestens einen Schuss gehört, schilderte die Zeugin.

Die 36-Jährige sagt außerdem, dass ihr im Eingangsbereich ein Mitarbeiter entgegenkam, der offensichtlich in einem Schock- oder Panikzustand rief, dass niemand das Geschäft betreten dürfe, drinnen liege ein Toter. Auf Rückfrage habe er ihr bestätigt, dass die Polizei verständigt sei, die ihrerseits Rettungskräfte in Marsch setzen werde, so die Frau. Sie habe versucht, den Mann zu betreuen, bis erste Rettungskräfte eintrafen, die sich auch um den Mitarbeiter kümmerten.

Zahlreiche Polizisten sind in Treysa im Einsatz
Zahlreiche Polizisten waren in Treysa im Einsatz. © Anne Quehl

Schüsse in Schwalmstadt: Opfer rief laut um Hilfe

Der habe beschrieben, dass das spätere Opfer auf ihn zugelaufen sei und um Hilfe gerufen habe, er habe einen Moment später auch dem Mann mit seiner Schusswaffe gegenüber gestanden. Weiter schilderte uns die Schwalmstädterin, dass Mitarbeiterinnen die Tat und ihr Ausmaß erst Minuten später begreifen konnten. Eine langjährige Angestellte habe gesagt, dass sie Schussgeräusche zunächst für ein platzendes Glas gehalten habe.

Nach und nach seien dann Menschen aus dem Laden gekommen, zuerst eine Frau mit einem Kinderwagen. Wie viele Leute zur Tatzeit in dem Geschäft gewesen waren, konnte die 36-Jährige nicht abschätzen, mindestens 15 Personen hätten den Markt verlassen.

Schüsse in Schwalmstadt: Mitarbeiter und Kunden werden betreut

Mittlerweile ist die Lage auf dem Parkplatz des Discounters ruhig. Sieben Streifenwagen, Zivilfahrzeuge der Polizei, ein Notarztwagen und zwei Rettungswagen standen vor dem Gebäude. In einem Cafe, das an den Markt grenzt, wurden Mitarbeiter und Kunden betreut.

Die Rettungswagen und Notarztfahrzeuge verließen das Areal am frühen Nachmittag, während weiter zahlreiche Polizeibeamte und -fahrzeuge zu sehen waren, zudem Kräfte in Schutzanzügen und Notfallseelsorger. Eine überschaubare Zahl von Gaffern, meist Jugendliche, hielten sich länger an der Zufahrt auf.

Der Blick in den Markt zeigt eine Szene, die wie eingefroren wirkt. Da Kunden und Mitarbeiter den Laden fluchtartig verlassen haben, stehen halbvolle Einkaufswagen in den Gängen, auf den Kassenbändern liegen Lebensmittel.

Schüsse in Schwalmstadt: Ermittlungsarbeiten am Tatort beginnen

Näheres zu den Hintergründen und dem genauen Ablauf der Tat ist laut Polizei bislang nicht bekannt. In einer improvisierten Pressekonferenz auf dem weiträumig abgesperrten Parkplatz teilte Polizeipressesprecher Markus Brettschneider um kurz vor 15 Uhr den wartenden Reportern die wenigen gesicherten Angaben mit. Zu näheren Umständen machte er keine Angaben, er verwies auf die zuständige Staatsanwaltschaft. Auch Nachfragen zum Beziehungsstatus zwischen Täter und Opfer und ihrer Herkunft blieben offen.

Laut Infos von den Polizeibeamten vor Ort wurden am Nachmittag noch weitere Beamte, auch von der Spurensicherung, erwartet. Die Ermittlung leitet die Staatsanwaltschaft Marburg.

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