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Frankfurt: Ausverkauf bei Galeria auf der Zeil - Ende Juni ist Schluss

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Von: Kathrin Rosendorff, Christoph Manus

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Das frühere Karstadt-Warenhaus an der Zeil in Frankfurt schließt Ende Juni. Das Modehaus Aachener will die Räume ab Spätsommer nutzen – und möglichst viele Beschäftigte übernehmen.

Alle warten darauf, dass die Tür endlich aufgeht: Die Schlange an Menschen vor dem früheren Karstadt auf der Frankfurter Zeil wird am Montagmittag immer länger. Ein Herr hält sich am Türgriff fest, andere rütteln verzweifelt an der geschlossenen Tür und sehen zu spät, dass auf einem Zettel steht: „Betriebsversammlung, Aus diesem Anlass sind wir erst ab 13 Uhr geöffnet.“

In pinker Schrift auf gelb ist auf einem der vielen Schilder im Schaufenster des Warenhauses Galeria zu lesen: „Wir schließen. Diese Filiale.“ Auf einem anderen, das alles reduziert ist: „Bis zu 30 Prozent“. Die 18-jährige Adelina aus Langen steht auch an. Sie sagt: „Ich war noch nie im Karstadt. Aber die Schilder haben mich angelockt. Jetzt, wo der Laden zumacht, schaue ich mir das an.“

Frankfurt: Stimmung im früheren Karstadt an der Zeil erstaunlich gut

Drinnen ist die Stimmung trotz des Ausverkaufs erstaunlich gut. „Wir schließen schon am 30. Juni statt wie geplant erst Ende des Jahres“, erzählt ein Mitarbeiter an der Kasse. Er klingt aber nicht traurig. Denn für viele Beschäftigte kann es wohl trotz der Schließung des Traditionswarenhauses weitergehen.

Das Warenhaus Galeria an der Zeil in Frankfurt schließt Ende Juni. Von Spätsommer an soll dort dafür das Modehaus Aachener zu finden sein.
Das Warenhaus Galeria an der Zeil in Frankfurt schließt Ende Juni. Von Spätsommer an soll dort dafür das Modehaus Aachener zu finden sein. © Peter Jülich

Das Modehaus Aachener hatte bereits im März angekündigt, die Immobilie übernehmen zu wollen. Das ist nun schon zum 1. Juli der Fall. Der Mietvertrag hat nach Angaben des Vermieters der Liegenschaft, Sahle Wohnen, eine Laufzeit bis Ende 2025. Noch laufen zwar, wie Unternehmer Albert Sahle am Montag der Frankfurter Rundschau sagte, die Gespräche mit dem bisherigen Mieter über eine vorzeitige Vertragsauflösung. Das scheint aber eher eine Formsache zu sein.

Frankfurt: Modekette Aachener will laut Betriebsrat mehr als Bekleidung an der Zeil anbieten

Die Modekette will, wie Galeria-Betriebsratchefin Katayun Strack am Montag auf FR-Anfrage berichtete, allen bisher 220 Beschäftigten ein Arbeitsangebot machen und den Personalbestand sogar aufstocken. Die Gehälter sollen dem Tarifvertrag für den Einzelhandel in Nordrhein-Westfalen entsprechen. Das neue Warenhaus werde Ende August / Anfang September eröffnen und außer Mode auch wieder etwa Sport- und Spielwaren, Parfüm und Lebensmittel anbieten, berichtete Strack weiter.

Was Aachener-Geschäftsführer Friedrich-Wilhelm Göbel den Beschäftigten bei der Betriebsversammlung mitgeteilt habe, höre sich erstmal gut an, sagte die Betriebsratschefin, die im September 2020 mit ihren Kolleg:innen erfolgreich für den Weiterbetrieb des damaligen Karstadt gekämpft hatte, am Montag der Frankfurter Rundschau. Nun sei er aber in der Beweispflicht. Erst einmal seien die Beschäftigten aber „froh, eine Option zu haben, froh, dass sie jemand will.“ Sie wolle auch selbst künftig für die Modekette arbeiten, sagte sie.

Frankfurter Galeria-Beschäftigte wollen sich beim Modehaus Aachener bewerben

Offenbar geht das vielen im Warenhaus so. „Ich bin zwar eigentlich schon fast Rentner, aber ich will mich beim neuen Modehaus bewerben“, sagt der Mitarbeiter an der Kasse. Auch eine junge Verkäuferin sagt, sie werde ihre Bewerbung bald abgeben. Und was sagen die Kund:innen? Eine 55-Jährige sagt: „Ich werde den Karstadt vermissen. Eine Institution ist das. Wo kaufe ich zukünftig meine Wollsachen? Das Aachener Kaufhaus habe ich neulich gegoogelt. Die Klamotten sind mir persönlich zu konservativ. Aber es wird ein Publikum dafür geben.“

Eine 88-Jährige sagt: „Ich kaufe im Karstadt eigentlich nur noch Süßigkeiten. Ich habe genug Klamotten in meinem Leben gekauft.“

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