Wohnen in Frankfurt: Lösung für Hausprojekt im Gallus gefunden

Obdachlose, die in einem Hausprojekt im Frankfurter Gallus Wohnraum gefunden haben, können in städtische Gebäude in Höchst ziehen. Doch der Zeitdruck ist groß.
Die etwa 40 zuvor wohnungs- oder obdachlosen Menschen, die in dem Anfang Dezember besetzten Wohnhaus an der Günderrodestraße im Frankfurter Gallus leben, müssen nicht länger befürchten, bald wieder auf der Straße zu landen. Das Hausprojekt kann einen der Stadt Frankfurt gehörenden Gebäudekomplex im Stadtteil Höchst nutzen.
Das haben die Initiative Ada-Kantine, das Kollektiv „Freiräume statt Glaspaläste“ und die Gruppe „Project Shelter“ am späten Donnerstagnachmittag nach Verhandlungen mit der städtischen Baudezernentin Sylvia Weber (SPD) mitgeteilt. Diese hatte schon zuletzt im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau betont, sie wolle eine Lösung finden, damit die Menschen übergangslos in eine neue Immobilie umziehen können.
Hausprojekt Frankfurt: „Das Wichtigste ist, dass wir nicht wieder auf der Straße leben“
„Für die Bewohner:innen und Aktivist:innen löst sich die lange Unsicherheit über den Erhalt des Projektes sowie die akute Räumungsgefahr“, kommentierte eine Sprecherin des Kollektivs diese Lösung. „Das Wichtigste für uns ist, dass wir nicht wieder auf der Straße leben und das Projekt weitergehen kann“, sagte ein Bewohner des Hauses. Das Projekt zeige, dass selbst in Frankfurt die Schaffung von Wohnraum für Alle möglich sei, „auch wenn er immer wieder hart erkämpft werden muss“, wird eine andere Bewohnerin zitiert.
Die Gruppen heben in ihrer Mitteilung zudem hervor, dass nun ein neuer Ort entstehe, an dem sie sich organisieren und vernetzen können. Auch das neue Objekt werden sie allerdings nur übergangsweise nutzen dürfen. Wie lange genau, blieb zunächst offen.
Hausprojekt Frankfurt: Nur zwei Wochen vor Renovierungen und Umzug in neue Räume
Die Initiativen und Bewohner:innen stehen zudem unter einem riesigen Zeitdruck. Sie haben nach ihrer Darstellung nur zwei Wochen Zeit, um das neue Objekt herzurichten und den Umzug zu bewältigen. Das Haus Günderrodestraße 5 gehört der „FAZ“. Diese hatte es den Initiativen nach dessen Besetzung zunächst gestattet, die Immobilie bis Ende April zu nutzen, diese Frist wurde später bis zum 12. Mai verlängert. Nun aber war die „FAZ“ nach Angaben der Initiativen nicht bereit, diesen Gestattungsvertrag für die Immobilie noch einmal zu verlängern.
Das frühere Wohnhaus, das direkt an der S-Bahn-Station Galluswarte liegt, soll im Zuge der Neubebauung des früheren Zeitungsviertels zwischen Mainzer Landstraße und Frankenallee, Günderrodestraße und Gutenbergstraße, in dem „FAZ“, „FNP“ und FR ihren Sitz hatten, abgerissen werden. Ein Joint Venture der „FAZ“ mit der Frankfurter Societät, dem Kölner Immobilienunternehmen Bauwens und dem Family Office Daniel Hopp will dieses durch das Quartier „Hellerhöfe“ ersetzen. Gut 500 Wohnungen, darunter 177 öffentlich gefördert, ein Bürohochhaus mit bis zu 60 Metern Höhe und zwei Kitas sind unter anderem geplant.
Hausprojekt Frankfurt fordert mehr sozialen Wohnungsbau - nicht nur im Gallus
Auf dem Areal Günderrodestraße 5 und Nachbargrundstücken will die Stadt eine Grundschule samt Sporthalle bauen. Dazu hat sie die Flächen bereits erworben. Nach dem bisherigen Zeitplan der Stadt könnte der Betrieb dieser Schule – in der ersten Phase voraussichtlich als modulare Anlage – 2026 beginnen.
Die Initiativen hatten ihre praktische Arbeit von Anfang an mit politischen Forderungen verbunden. Sie kritisierten etwa, dass im Quartier „Hellerhöfe“ zu wenig geförderter Wohnungsbau entstehe – und forderten eine Quote von mindestens 60 Prozent Sozialwohnungen.
Siehe auch den Kommentar: Ein Akt der Humanität