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Wo geflüchtete Menschen in Frankfurt ein Zuhause finden

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Von: Steven Micksch

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Das helle Foyer mit dem Infopoint ist einladend.
Das helle Foyer mit dem Infopoint ist einladend. © Rolf Oeser

Die Johanniter und die Stadt realisieren in Bockenheim eine Übergangsunterkunft, die mehr als nur Wohnraum bietet. Auch wenn die Familien nicht dauerhaft bleiben sollen, geht es vor allem ums Wohlfühlen.

Das Wirrwarr von Kinderstimmen und Gelächter muss man sich in der neuen Übergangsunterkunft für geflüchtete Menschen im Stadtteil Bockenheim gar nicht vorstellen. Denn die Bewohnerinnen und Bewohner sind bereits da und mit ihnen das lebhafte Miteinander, so wie am Dienstagvormittag bei der Kinderbetreuung in einem der ehemaligen Konferenzräume des einstigen Hotels.

Bis zu 200 Menschen haben im umgebauten Fleming-Hotel Platz. Knapp 190 leben schon dort, darunter 70 Kinder. Betrieben wird die Unterkunft von den Johannitern, die einen abgetrennten Teil des Gebäudes gleich als Rettungswache nutzen. Für die Unterkunft haben die Johanniter einen Vertrag mit der Stadt geschlossen, der auf zehn Jahre begrenzt ist. Denn in der Theorie sollen die untergebrachten Familien das ehemalige Hotel nur temporär nutzen, bis sie auf dem Wohnungsmarkt etwas eigenes gefunden haben.

Eine bezahlbare Wohnung zu finden sei aber unrealistisch, sagt Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne) beim Besichtigungstermin der Unterkunft. Gerade Familien mit mehreren Kindern hätten kaum Chancen. Umso wichtiger seien Einrichtungen, die auch größeren Familien eine Übergangsmöglichkeit bieten. So wie es diese Unterkunft mache.

Unterbringungszahlen

Die Stadt hat aktuell etwa 9000 Menschen untergebracht. Mehr als 5000 davon sind Geflüchtete, der Rest wohnungslose Frankfurter:innen.

Etwa 1600 Menschen kommen davon aus der Ukraine. Knapp die Hälfte von ihnen (rd. 860) sind in vier Hotels in der Stadt untergebracht.

Zusätzlich sind nochmals 1300 Menschen in anderen Hotels in Frankfurt einquartiert. Der Großteil lebt in Not- und Übergangsunterkünften. Turnhallen werden nicht mehr belegt, auch eine vorgehaltene Sporthalle, soll planmäßig Ende Mai wieder für die Vereine freigegeben werden. mic

Zwei Wohneinheiten für sieben Menschen, drei für fünf Menschen und elf für vier Personen, der Rest für kleinere Familien oder Einzelpersonen. Jede Wohneinheit ist zudem mit einer Küche und einem Bad – bei den größeren sogar mit zwei Bädern – ausgestattet. Das sorge für menschenwürdige Bedingungen, die immer Standard sein sollten.

Die Johanniter bieten aber nicht nur Wohnraum, erklärt Oliver Pitsch vom Vorstand des Johanniter-Regionalverbands Rhein-Main. Man biete bereits dreimal wöchentlich eine Hausaufgabenbetreuung und Angebote für Kinder aber auch Bewegungs- und Kreativprogramme an. Im Erdgeschoss wurde aus der Brasserie ein Begegnungscafé gemacht, in dem es bald ein Begegnungsfest mit der Nachbarschaft geben wird. Das Café können die Familien auch nutzen, um eigene private Feiern wie Geburtstage oder Taufen zu realisieren. „Das wurde bereits genutzt“, freut sich Pitsch.

Die Johanniter-Unterkunft ist in vielerlei Hinsicht ein Vorzeigeobjekt, auch weil die Hotelkette und neben der Stadt noch weitere Geldgeber mitgespielt haben. Doch solche Unterkünfte zu realisieren sei keine Selbstverständlichkeit, weiß Voitl. Das Engagement der Trägerinnen und Träger sei da, nur mangele es an Immobilien, die für solche Projekte geeignet sind. Nicht zu abgelegen, nicht zu teuer und möglichst keine Wohnimmobilien, die dann im Markt fehlen. „Wir suchen weiter“, sagt Voitl und verspricht, das schon weitere Objekte kurz vor dem Abschluss sind.

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