1. Startseite
  2. Frankfurt

Schäden durch den Klimawandel? Wie es den Frankfurter Bäumen ergeht

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Thomas Stillbauer

Kommentare

Schäden durch Trockenheit: entwurzelte und umgestürzte Bäume im Ginnheimer Wäldchen.
Schäden durch Trockenheit: entwurzelte und umgestürzte Bäume im Ginnheimer Wäldchen. © Monika Müller

Beim Frankfurter Projekt „Mainstadtbaum“ macht die Bevölkerung mit und sammelt Daten. Die können vielleicht künftig helfen, die Folgen der Klimakrise zu ertragen.

Frankfurt – Mit den Mahagoni-Kirschen auf dem Plateau in der Palmengartenstraße ging es vorigen Sommer ganz schön bergab. Nicht nur mit ihnen natürlich – überall in Frankfurt und darüber hinaus leiden Bäume unter den heißen und trockenen Sommern. Aber von den Mahagoni-Kirschen, auch Tibetanische Bergkirschen genannt, wissen wir es nun genau: grün, blau und rot auf weiß.

Über sie und viele andere Frankfurter Stadtbäume liegen nämlich Messdaten vor. Die stammen aus dem Projekt „Mainstadtbaum“, 2020 mit großer Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern gestartet. Eine blaue Kurve zeigt den Grad des Wassermangels an, eine rote die Hitzebelastung und eine grüne die Gesamtvitalität. In allen drei Kriterien rauschten die Messwerte der Westend-Kirschen auf steinernem Untergrund im August ganz enorm in den Keller.

Die Bäume in Frankfurt retten: Viele Freiwillige wollen helfen

Das Senckenberg-Biodiversität- und Klimaforschungszentrum (Bik-F) und das Umweltdezernat in Frankfurt nutzen für „Mainstadtbaum“ ein in England entwickeltes Messverfahren. Dabei ermittelt ein spezielles Gerät, wie gut die Blätter eines Baumes in der Lage sind, das Sonnenlicht auszunutzen – das lässt auf den Gesundheitszustand schließen. Weil man das regelmäßig machen muss, um verlässliche Daten zu haben, wurden voriges Jahr Freiwillige gesucht, die mit den Geräten bestimmte Bäume immer wieder untersuchen.

Und wie war die Resonanz? Die Freiwilligen rannten dem Projekt praktisch die Bude ein. „Das ist eine ganz wichtige Säule von ,Mainstadtbaum‘“, sagt Julia Krohmer, Wissenschaftskoordinatorin bei Senckenberg. „Die Leute melden sich bei uns, sie sagen: Ich will was tun – und dadurch werden sie zu Multiplikatoren.“

Während sie an den Blättern messen, wie es den Bäumen geht, kommen sie mit neugierigen Passantinnen und Passanten ins Gespräch. Dadurch wächst auch das Bewusstsein dafür, wie wichtig die Bäume sind, um die Veränderungen durch den Klimawandel auszuhalten.

Drei getesteten jungen Stiel-Eichen im Holzhausenpark ging es im vorigen Sommer eigentlich ganz gut – doch die mittlere von ihnen geriet plötzlich in schlimmen Trockenheitsstress, die anderen beiden nicht, bei gleichen Standortbedingungen, direkt daneben. „Manches ist für uns schwer zu erklären“, sagt Julia Krohmer. Die gesammelten Daten gehen an die Stadt, die sie auswerten und ihre Schlüsse ziehen wird.

Hitze und Dürre: Projekt soll Bäume in Frankfurt im Kampf gegen den Klimawandel beobachten

Ziel des Projekts: Die Forschung will herausfinden, wie groß Aufwand und Aussagekraft dieser neuen Messmethode in der breiten Anwendung sind; bisher wird sie vorwiegend in der Wissenschaft verwendet. Krohmer: „Wir wollen an möglichst vielen Standorten sagen können: Der Mehrwert hilft, der Aufwand lohnt sich.“ Denn aufwendig ist „Mainstadtbaum“ allemal. 120 registrierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer machen mit – die Anmeldeliste ist zurzeit geschlossen. Sie betreuen stellvertretend quer durch Frankfurt rund 230 der insgesamt etwa 200.000 Stadtbäume. Sie treffen sich regelmäßig: zum virtuellen Austausch, zu Vorträgen. Und sie planen demnächst, mit aller gebotenen Vorsicht, die unter Forschenden ja glücklicherweise Konsens ist, eine Zusammenkunft in Präsenz: zum „Science-Schobbe“.

Ebenfalls im Sinne der Bewusstseinsbildung lädt Senckenberg zur Beschäftigung mit weiteren Großstadtpflanzen ein. Zum bundesweiten Aktionstag „Krautschau“ am 17. Juli ist eine Aktion geplant, an der alle teilnehmen und wild wachsendes Grünzeug suchen können. Dazu demnächst mehr. (Thomas Stillbauer)

Schon vor hundert Jahren engagierten sich Frankfurter Bürger für die Bäume in der Stadt - wir haben eine Zeitreise gemacht.

Auch interessant

Kommentare