Werbung für „den Mike“: Cohn-Bendit trommelt bei OB-Stichwahl für Josef
Das grüne Urgestein Daniel Cohn-Bendit wirbt bei der OB-Stichwahl in Frankfurt für den SPD-Kandidaten. Und gibt Mike Josef gleich ein paar gute Tipps.
Frankfurt - Mike Josef hat Daniel Cohn-Bendit zum Gespräch eingeladen. Und wer den „Dani“, wie ihn immer noch sehr viele Menschen rufen, einlädt, darf sich nicht wundern, wenn Tacheles gesprochen wird.
Und so sagt Cohn-Bendit dem SPD-Kandidaten zur OB-Wahl gleich eines: „Als Oberbürgermeister darfst du nicht die SPD vertreten, du musst alle Frankfurterinnen und Frankfurter vertreten.“ Außerdem, erklärt das Urgestein der Grünen, die Politikerinnen und Politiker („ihr alle“) hätten beim Thema Schauspiel versagt. Und das schon seit zehn Jahren. Klare Worte zum Nachmittagskaffee.
Was für Josef aber entscheidend ist: Cohn-Bendit, der im ersten Wahlgang seine Parteifreundin Manuela Rottmann unterstützt hatte, spricht sich für ihn aus. Das hilft dem SPD-Kandidaten. Zum einen, weil das Wort des 77-Jährigen bei den Grünen Gewicht hat. Zum anderen, weil es ein gutes Omen ist. 2012 und 2018 hatte sich Cohn-Bendit für Peter Feldmann ausgesprochen. Wobei er auf die letzten Jahre mit dem früheren OB auch gerne verzichtet hätte. Da sei es Feldmann nur noch um sich selbst gegangen.
Cohn-Bendit über Frankfurter Grüne: „Die werden schon noch für dich aufrufen“

In der einen Stunde, die Josef und Cohn-Bendit miteinander reden, geht es um so ziemlich alle Felder der Kommunalpolitik, vor allem aber um den Verkehr. Wer in Frankfurt wohnt, so Cohn-Bendit, brauche kein Auto. Aber er wolle auch niemandem das Auto verbieten. Das findet Josef gut. Er mache keine autofeindliche Politik, ebenso wenig wie Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne). Es gehe aber darum, eine „koordinierte Verkehrswende“ herbeizuführen. Die großen Fragen in der Kommunalpolitik, etwa der Wohnungsbau, der Bau der Bühnen oder der Klimaschutz, müssten so diskutiert werden, dass eine Entscheidung auch bei einem Wechsel der Koalition im Römer Bestand habe, findet Josef, und Cohn-Bendit stimmt zu. Jedenfalls sollte die Viererkoalition nicht noch um einen Oberbürgermeister aus einer fünften Partei ergänzt werden, sagt der Grüne.
Und seine eigene Partei? Die hat sich noch nicht für Becker oder Josef ausgesprochen. „Das haben alleine die Grünen zu entscheiden“, sagt Josef. Und Cohn-Bendit nickt ein wenig väterlich. „Die werden schon noch für dich aufrufen“, sagt er. Und am Ende werde „der Mike“ zwischen 55 und 58 Prozent holen. (Georg Leppert)
Volt und Linke legen sich vor OB-Stichwahl in Frankfurt fest, die Grünen noch nicht. Derweil wird der DGB-Chef deutlich.